Bis zum 6. Oktober 2024 präsentiert die MEWO Kunsthalle Werke des Künstlers Simon Kießler.
50 Termine
Simon Kießler ist ein Ermöglicher, ein Wegbereiter im wahrsten Wortsinn. Man könnte die Werke des Künstlers konzeptuell nennen und doch sind sie nah am Material und der kreativen Handlung. Seine Werke sind keine isolierten Objekte. Mensch und Zufall spielen in seiner Kunst eine wichtige Rolle, eingebettet in eine präzise durchdachte Versuchsanordnung. Kießler selbst nimmt sich zurück, entzieht sich künstlerischen Einordnungen und demokratisiert mit seinem Ansatz das künstlerische Schaffen.
Seine künstlerische Praxis ermöglicht Menschen, einen unvermittelten, spielerischen Zugang ohne dabei die nötige Tiefe vermissen zu lassen. Kießler kommt durch die Zwischenschaltung der Aktionen und der Beteiligung anderer dem ursprünglichen, unverschulten Kunstschaffen nahe, das er nach dem Studium vermisste.
Durch bewussten Einsatz von Irritationen schafft er Teilhabe auf Augenhöhe. So ließ Kießler in seiner Arbeit We don‘t need no education / Minibagger aus dem Jahr 2019 einen geschulten Baggerführer ohne Malerfahrung gegen einen Malereiprofessor ohne Baumaschinenkenntnisse gegeneinander antreten, durch die Steuerung des Baggers je ein Porträt von ihm anzufertigen. Beide werden neben einer Videodokumentation in der Ausstellung zu sehen sein. Sämtliche bei diesen Aktionen entstehenden Werke gehen per zuvor geschlossenem Vertrag in Kießlers Besitz über.
Im Fokus der Ausstellung ‚Play hard‘ stehen zwei Werke des Künstlers, die ihren Ursprung in derselben Erinnerung haben. Die Erinnerung des Künstlers an das geliebte Schaukelpferd, das sein Urgroßvater gebaut hatte. Die Arbeit Dizzy / Schaukelpferd (2021) ist eine übergroße Nachbildung dieses Spielzeugs. Erwachsene sind eingeladen, Platz zu nehmen und zu schaukeln. Unter dem Pferd liegt Papier, in das sich die Bewegungen einschreiben. Ähnlich verhält es sich in anderer Dimension und Handlungsweise bei Dizzy / Pegasus (2022/2024). Was passiert mit Erwachsenen, die sich diesem kindlichen Spiel hingeben? Weckt das Schaukeln eigene Erinnerungen? Wird man wieder Kind? Erreicht man durch die stetige Wiederholung der wiegenden Bewegung einen anderen Bewusstseinszustand? Simon Kießler lädt die Besucher*innen ein, diesen Fragen bei vier Kunstaktionen nachzuspüren.
Simon Kießler (* 1983 in Elsterwerda) schloss das Studium der Bildenden Kunst als Meisterschüler von Prof. Stella Geppert an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle ab. Zuvor studierte er im Diplomstudiengang Plastik bei Prof. Andrea Zaumseil ebenda und absolvierte eine staatlich geprüfte Holzbildhauerausbildung in Oberammergau. Er lebt und arbeitet in Halle.
Simon Kießler, We don‘t need no education / Minibagger, 2019, Performance mit Prof. Robert Klümpen (Professor Kunstpädagogik / Malerische und grafische Praxis) und Mario Lutze (Baggerfahrer / Sponsoring STRABAG). Halle (Saale) Foto: Tassilo Rüster
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