Vortrag von Dr. Felix Berge in Kooperation mit dem Heimatverein Kempten e. V. und im Rahmen der Erinnerungskultur in Kempten aus der Veranstaltungsreihe "Bewegter Donnerstag"
Über den Vortrag:
August Fischer (1901–1986) war von 1952 bis 1970 Oberbürgermeister der Stadt Kempten. Kommunalpolitische Weichenstellungen und städtebauliche Projekte sind bis heute mit seiner Ägide verbunden.
Doch die Nachkriegskarriere hat eine Vorgeschichte: Von 1930 bis 1945 war Fischer hauptamtlicher Bürgermeister in Burghausen. Er half 1933 mit, die Demokratie zu beseitigen, trat in die NSDAP ein und ging zur verbrecherischen SS. Für die Politik des „Dritten Reiches“ engagierte sich der Nationalsozialist auf zahlreichen Feldern. Für den Krieg meldete er sich freiwillig und gelangte an die „Ostfront“, wo er in sowjetische Gefangenschaft geriert. Wie so viele Deutsche aus der Funktionselite konnte er die Karriere in der Bundesrepublik wieder aufnehmen.
Wer war der Mann, der in den Krisenjahren nach der Revolution von 1918/19 in München einem republikfeindlichen Freikorps angehörte, sich in den 1920er Jahren in der katholischen Studentenbewegung engagierte und schließlich Stadtoberhaupt in der Weimarer Republik wurde? Wie verhielt er sich 1933, im Jahr der Machteroberung? Welche Aspekte nationalsozialistischer Kommunalpolitik, Ideologie und Verbrechen spielten in seiner Amtsführung eine Rolle? Und wie blickte er nach 1945 als Präsident des einflussreichen Heimkehrerverbandes und Oberbürgermeister auf die NS-Zeit und die eigene Rolle zurück?
Der Vortrag beleuchtet eine bayerische Biografie, in der sich die großen Linien, Brüche und Abgründe deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert spiegeln. Fischers Leben erzählt vom späten Kaiserreich, von der Weimarer Republik, vom Ende einer Demokratie, von Alltag, Herrschaft und Gesellschaft im Nationalsozialismus und von den langen Schatten der Vergangenheit in der Bundesrepublik.
Über den Referenten:
Felix Berge ist Historiker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität der Bundeswehr in München. Zuvor war er Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und Lehrbeauftragter an der Universität Augsburg. Er hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit zur Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus promoviert. Zu August Fischer recherchierte er in zahlreichen Archiven auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Dabei untersuchte er die Biografie des Kommunalpolitikers erstmals wissenschaftlich fundiert und setzte sich im Auftrag der Kommission für Erinnerungskultur der Stadt Kempten intensiv mit Fischers Rolle im „Dritten Reich“ auseinander.
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