Wie vor 500 Jahren gelangen Sie durch eines der drei Tore in die malerische Altstadt Mindelheims. Genießen Sie den Charme der einst so wehrhaften Stadt und staunen Sie über die kunstvoll ausgestatteten Kirchen und Kapellen.
- Strecke1,81 km
- Dauer1:45 h
- Aufstieg2 Hm
- Abstieg2 Hm
- Schwierigkeitleicht
Höhenprofil
Die erste urkundliche Erwähnung Mindelheims „Heim an der Mindel“ erfolgte 1046. Zur Sicherung der Salzstraße von München über Memmingen an den Bodensee wurde vermutlich im ausgehenden 12 Jh. die südwestlich der Stadt gelegene Mindelburg erbaut. 1256 erwähnt eine Urkunde „Bürger“, so dass von da an von städtischen Strukturen auszugehen ist. Unter den Herren von Mindelberg entwickelte sich mit Ende des staufischen Herzogtums Schwaben ein kleinstaatliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt im Zentrum. Von 1365 bis 1439 regierten die Herzöge von Teck, nach deren Aussterben ihr Neffe Bero I. von Rechberg und dessen Sohn Bero II., von dem der Tiroler Ritter Ulrich von Frundsberg die Herrschaft erwarb. 1473 wurde der berühmteste Spross der Familie, Georg I. von Frundsberg geboren. Er war kaiserlicher Feldherr unter Maximilian I. und Karl V. Nach dem Tod seines Enkels Georg II. setzte sich 1616 Herzog Maximilian I. von Bayern durch. Geschichtliches Kuriosum: Zwischen 1705 und 1715 regierte John Churchill Duke of Marlborough die zum Reichsfürstentum erhobene Herrschaft.
Beginnen Sie den Stadtrundgang am Theaterplatz und richten Sie den Blick nach Westen. Deutlich lässt sich der Unterschied vom ehemaligen Draußen nach Drinnen erkennen. Der Stadtgraben vor der Stadtmauer war noch bis 1809 mit Wasser gefüllt. Überqueren Sie die Krumbacher Straße an der Ampelanlage und betreten Sie die Altstadt durch das Obere Tor (Haberntor). Es ist das berühmteste Tor Mindelheims, wird es doch zur Faschingszeit mit dem wohl weltgrößten Durahansl verkleidet.
Wenden Sie sich nun nach rechts und spazieren Sie zum Kirchplatz. Vor Ihnen steht die Pfarrkirche St. Stephan mit dem hohen Kirchturm. Der Innenraum der Kirche weist Zeugnisse mehrerer Kunstepochen auf. Nicht versäumen sollten Sie die bedeutenden Epitaphien, der Anna von Polen und das Rotmarmorgrabmal Herzog Ulrichs von Teck mit seiner zweiten Gemahlin Ursula von Baden in der Turmkapelle (links vom Hauptaltar). Zurück am Kirchplatz sehen Sie die zweistöckige Gruftkapelle. Die obere Kapelle ist dem Erzengel Michael geweiht. Das Untergeschoß barg einst die Gebeine des Friedhofs und wurde um 1700 zur Wallfahrtskapelle Maria Schnee umgestaltet. Flankiert wird der Kirchplatz im Westen vom Geviert des Hl.-Kreuz-Klosters mit den feinen Grisaille-Fensterumrahmungen. Im Westflügel ist heute das Heimatmuseum der Stadt eingerichtet.
Begeben Sie sich weiter nach Westen über die Dreerstraße links zur Maximilianstraße. Nach wenigen Schritten westwärts erreichen Sie das Rathaus mit dem Bronze-Standbild des Ritters Georg I. von Frundsberg. Er war als kaiserlicher Feldherr wesentlich in die Italienkriege im angehenden 15. Jh. involviert. Ihm zu Ehren feiert Mindelheim alle drei Jahre das weithin bekannte Frundsbergfest (25.06. - 4.7.2021). Die fantasievolle Fassade des Rathauses wurde 1897 von dem Münchner Architekten Eugen Drollinger geschaffen. Nutzen Sie an dieser Stelle die Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause und genießen Sie das einmalige Ensemble des Marienplatzes im Herzen der Altstadt auf einer Ruhebank oder in einem gemütlichen Straßencafé.
Ihr nächstes Ziel ist das Einlasstor. Sie erreichen das Tor über die kurze Fußgängerzone (Kornstraße) Richtung Norden. Den Namen erhielt das Tor, weil es Spätheimkehrern nach „Torschluss“ gegen einen Obulus Zugang zum sicheren Inneren der Stadt gewährte.
Gehen Sie ein kurzes Stück zurück und biegen Sie rechts in die Hungerbachgasse ein. Der 48 Meter hohe Kappelturm der Silvesterkapelle setzt einen markanten Blickpunkt. In der ehemaligen Kirche sind heute im ersten Obergeschoss ein Konzertsaal, im Erdgeschoss und im Turm das weithin bekannte schwäbische Turmuhrenmuseum untergebracht. Der Rundgang führt Sie weiter in die Gerberstraße und von dort in die Schlachthausgasse. Gehen Sie nun nach rechts, so erreichen Sie den Collegturm (erbaut um 1500). Er lässt die ehemalige Westbegrenzung der Altstadt erahnen. Folgen Sie der Hermelestraße nach Süden und Sie erreichen das ehemalige Jesuitenkolleg. Dieses weitläufige Areal beherbergt heute neben dem Kulturamt der Stadt das Schwäbische Krippenmuseum, das Textilmuseum – Sandtner-Stiftung, die Carl-Millner-Galerie mit Landschaftsmalereien und das Südschwäbische Archäologiemuseum.
Zum Unteren Tor (Schnäbelinstor), dem ältesten Tor der Stadt, sind es nur ein paar Schritte geradeaus. Begeben Sie sich nun wieder links in die Altstadt. Sie erreichen linkerhand die Jesuitenkirche Mariä Verkündigung. Es lohnt sich, die Innenräume zu besichtigen. Die Harmonie feiner Stuckarbeiten und farblicher Akzente verleiht dem Raum eine ausgewogene Eleganz. Besuchen Sie gleichfalls die kleine Rokokokapelle Franz Xaverius, rechts vom Altarraum und betrachten Sie hier vor allem die Deckenmalereien. Sie bezeichnen dem Missionar Franz Xaverius zufolge die vier damals geläufigen Erdteile.
Zum ehemaligen Jesuitenareal gehört ebenso das Jesuitengymnasium, welches zwischen 1656 und 1659 errichtet wurde und der Unterrichtung der männlichen Jugend diente. Nach wechselnden Nutzungen befinden sich heute die städtische Sing- und Musikschule sowie die Volkshochschule in den Räumen. Richtung Osten erreichen Sie nach etwa 100 Metern die Herz-Jesu-Kirche im Maria-Ward-Institut auf der rechten Straßenseite. Die Kirche der Klosteranlage ist heute die älteste Herz-Jesu-Kirche in der Diözese Augsburg. Einzigartig sind die Darstellungen in den Deckengemälden (Besichtigung im Rahmen von Stadtführungen).
Nach ein paar Schritten sehen Sie links das Pfleghaus, Sitz des ehemaligen herrschaftlichen Pflegers (die Innenräume sind nicht zugänglich!). Auf der gleichen Straßenseite erreichen Sie nach wenigen Metern das Hotel „Alte Post“. In der früheren „Posthalterey“ logierten prominente Reisende wie König Ludwig I., Kaiser Franz I., Erzherzog Ferdinand und Zar Nikolaus. Reihen Sie sich in die Gästeliste ein und lassen Sie sich dabei die Geschichte um die Rettung der Stadt durch die ehemalige Postwirtin bei einer kleinen Pause im Postgarten erzählen. Ein paar Schritte weiter kommen Sie am Geburtshaus des schwäbischen Dichters Arthur Maximilian Miller vorbei. Nebenan befindet sich das Heilig-Geist-Spital. Die Stiftung geht auf das Jahr 1426 zurück und existiert noch heute. Im Durchgang befindet sich die Spitalkrippe aus dem 19. Jh. mit wechselnden Krippenszenen. Über den rückwärtigen Teil des Spitals erreichen Sie die Imhofgasse und den davor liegenden Stadtgraben an der südlichen Stadtbegrenzung.
Spazieren Sie innen an der Stadtmauer entlang Richtung Osten. Vor Ihnen steht der Gefängnisturm (Malefizturm). Der Rundbau entstand im 13. Jh., die angebaute Fronfeste erst 1834 (umfangreiche Sanierungsarbeiten in den Jahren 1998 und 2014). Der Bezeichnung zufolge waren hier die Deliquenten und „Malefizen“ untergebracht und warteten auf ihr Strafmaß, mitunter auch das Todesurteil. Über das Obere Tor verlassen Sie die Altstadt und erreichen auf der gegenüberliegenden Seite Ihren Ausgangspunkt. Ausführliches kostenfreies Informationsmaterial zum beschriebenen Rundgang sowie weitere Tipps zu Sehenswürdigkeiten außerhalb der Altstadt erhalten Sie bei der Tourist-Information Mindelheim im Rathaus, Tel. 08261-9915-160.
Anfahrt
Mit dem Auto: Auf der BAB 96 München-Lindau, Ausfahrt Mindelheim.Parken
Ausgewiesene Parkplätze rund um die Innenstadt. Zu empfehlen ist der Parkplatz P1 am Forum. Die kostenlosen Tagesplätze befinden sich im hinteren Bereich. Von hier sind es nur 5 Gehminuten ins Zentrum.
Altstadtnah ist ebenfalls das Parkhaus. Zufahrt über die Frundsbergstraße.
Öffentliche Verkehrsmittel
Mit der Bahn: Bahnstrecke München-Lindau, Bahnhof Mindelheim, ca. 10 Gehminuten zum Theaterplatz.
Mit dem Bus: Linie Mindelheim-Bad Wörishofen, Kaufbeuren, Haltestelle Forum.
Mit dem Flugzeug: Allgäu Airport Memmingen, ca. 30 Km
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