Herausforderungen und Chancen
Was Racky Bousso während ihrer Ausbildung überrascht hat – allerdings eher im negativen Sinne – war die Reaktion vieler alter Menschen auf ihre Hautfarbe. „Die alte Generation hat viele Stereotype im Kopf, wenn es um dunkelhäutige Menschen geht. Und sicher auch eigene Erfahrungen, vielleicht mit amerikanischen Soldaten nach dem Krieg oder Ähnliches. Jedenfalls habe ich immer wieder unschöne Ausdrücke zu hören bekommen, eine Frau wollte mir sogar eine Ohrfeige geben. Jetzt, zehn Jahre später, gibt es bei der Mehrheit zum Glück nicht mehr so viele Vorurteile. Ich merke, dass die Leute offener werden und kann inzwischen an einer Hand abzählen, wie oft ich in den letzten Jahren beleidigt wurde.“
Dennoch ist die Hautfarbe immer wieder Thema. „Oft hat das aber auch mit der Erkrankung Demenz zu tun“, vermutet Racky. „Da kommen sehr diffuse Ängste hoch, diese Erfahrung habe ich immer wieder gemacht.“ Um bestmöglich reagieren zu können und den Betroffenen insgesamt die Betreuung zu geben, die sie benötigen, hat Racky Bousso eine zusätzliche Ausbildung zur Geronto-Fachkraft absolviert und sich damit Spezialwissen zu psychischen Krankheiten wie Schizophrenie und zu Demenz angeeignet. „Bei der Pflege von Dementen sind wir noch mehr als sonst auf Hilfe und Input von den Angehörigen angewiesen“, erzählt sie. „Wir beschäftigen uns mit den Biographien der Betroffenen, um zu wissen, was sie früher besonders gerne getan oder gegessen haben und versuchen ihnen das immer noch ansatzweise zu ermöglichen.“
Neben der reinen Pflege, also der direkten Unterstützung der alten Menschen, gehören auch viele organisatorische Themen zum Aufgabengebiet, etwa die Planung des Tages und das Evaluieren von Risiken. In der Seniorenbetreuung Altstadt gibt es jeden Tag ein Beschäftigungsangebot, hier unterstützen Therapeut:innen und Alltagsbegleiter:innen – außer am Wochenende. Organisiert werden müssen auch Medikamentenplanung und Dokumentation. Für beides gibt es inzwischen Computerprogramme. Wenn Auffälligkeiten zu beobachten sind, etwa eine Rötung, Schwellung oder Wesensveränderung, muss die Information sofort in die Akte. Nach den regelmäßigen Pflegevisiten mit der Pflegedienstleitung werden die Dokumente über die Bewohner:innen jedes Mal grundsätzlich überarbeitet. Dafür gibt es seit einiger Zeit einen reinen Bürotag pro Monat, der allerdings selten ausreicht.