Die tragende Rolle der Bauingenieurkunst
Nach einem kurzen Rundgang über das weitläufige Firmengelände und einer leckeren Stärkung in der hauseigenen Kantine geht es für mich zu Saras Arbeitsplatz. Hier sitzen also die kreativen Tüftler und Denker hinter den Drahtseilen, Hebegeräten und Verbundsystemen. Um schwere Lasten auf der Baustelle sicher bewegen zu können, gibt es viel zu beachten, erklärt mir Sara. Dabei dreht es sich unter anderem um folgende Überlegungen: Welches Material wird gehoben? Wie schwer ist das Bauteil? An welchen Punkten muss es statisch gesehen befestigt werden? Welche Normen und Vorschriften greifen hier? Welche Sicherheitsstandards müssen eingehalten werden? Das ist ganz schön viel Wissen, was Sara für die Entwicklung eines so unscheinbaren Bauteils braucht. Kein Wunder, dass man für diesen Job ein Studium im Bauingenieurwesen in petto haben sollte.
Anhand eines Stahlauflagers zeigt mir Sara alle Arbeitsschritte, die das Produkt von der Kundenanfrage bis hin zur Produktion durchläuft. Für Laien wie mich: Ein Stahlauflager wird beispielsweise in Deckenplatten einbetoniert und sorgt dafür, dass schwere Betondecken sicher gestützt und verbunden werden. Ein unscheinbares, aber unverzichtbares Bauteil, das nur etwa 30 mal 30 Zentimeter groß ist – verrückt, oder? Jetzt aber mal zurück zum Anfang. Sobald klar war, dass ein neues Produkt mit dieser Funktion entwickelt werden sollte, ging Saras Arbeit los: Berechnungen zu Winkelmaßen, nötigen Schweißnahtbreiten und statischen Anforderungen. Skizzieren des Produkts im CAD-Programm. Überwachen von Versuchen im internen Prüflabor, wo Prototypen bis zu 80 Tonnen Widerstand ausgeliefert werden. Erstellen von Versuchsberichten, Auswertungen und Dokumentationen. Entwerfen von technischen Datenblättern mit einer umfassenden Risikobewertung. Abstimmungen mit Behörden und Prüfinstituten. Kein Arbeitsschritt läuft dabei nur über Saras Schreibtisch. Während der monatelangen Entwicklungsphase arbeitet sie immer Hand in Hand mit ihren Bauingenieur-Kolleginnen und -Kollegen, die zum Teil einen anderen Schwerpunkt haben.