Auf Wolken schweben & Leinensalat
Wie erzähle ich meinen Eltern vom Job des Gleitschirmfluglehrers?
Wie erzähle ich meinen Eltern vom Job des Gleitschirmfluglehrers?
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Jobnummer
Gleitschirm-Fluglehrer:in
Job
Paragliding Academy
Arbeitgeber
Für wen ist dieser Job geeignet:
für alle, die Action, Natur und Wind lieben.
Was muss man mitbringen:
Respekt vor Naturgewalten. Mut und Ausdauer.
Vor was darf man keine Angst haben:
vor Höhenmetern. Und blauen Flecken.
Absolutes Highlight des Jobs:
Ganz klar: selber fliegen.
Tagesaufgaben in Stichworten:
Schirme auslegen, Leinen sortieren und ganz viel Laufen.
Diese Frage beschäftigte mich tagelang, denn: Sport liebe ich. Aber alle Sportarten, die über die Kontrolle meines eigenen Körpers hinausgehen kann ich mittelgut. Wenn die Sportarten dann von Naturgewalten wie Wind abhängig sind, kann ich diese noch weniger. Die Gefahr, die Gleitschirmfliegen in meinem Fall mit sich bringt, kennen meine Eltern also am Besten. Deshalb die weise Entscheidung: Ich erzähle erst davon, wenn ich wieder heil zuhause angekommen bin. Dumm nur, dass Mama sich Instagram zugelegt hat und deshalb für die Dauer des Jobs schlaflos blieb.
Yvonne, Vollzeit-Fluglehrerin an der Paragliding-Academy, liebt Käse in ähnlichem Ausmaß wie ich, nahm sich meiner an und war mein Berufs-Vorbild für die Zeit des Jobs.
Den Job teste ich am Besten, wenn ich den Schnupperkurs mitmache, hieß es. Denn als Fluglehrer MUSS man fliegen können. Bevor ich infrage stellen kann, ob der Beruf dann überhaupt für mich geeignet ist, ergänzt Yvonne, dass man auch ein guter Lehrer sein kann, wenn man nicht der beste Flieger ist. Puh, Glück gehabt!
Viel eher müsse man sich in andere Menschen hineinversetzen können, gern etwas vermitteln wollen und außerdem ein hohes Maß an Flexibilität und Geduld mitbringen. Im Tausch hingegen bekäme man den schönsten und abwechslungsreichsten Beruf überhaupt, erzählt Yvonne strahlend. Als Lehrer ist man ständig draußen an der Luft, immer von unterschiedlichen Menschen umgeben, die freiwillig hier sind und von dir lernen möchten (ganz wichtiger Unterschied zum Lehrer an der Schule) und hat so jeden Tag Abwechslung ohne Ende.
„Wie wird man eigentlich Gleitschirmfluglehrer?”, frage ich Yvonne. „Da gibt es keinen einen Weg”, erklärt sie mir. Sie hatte schon immer einmal einen Gleitschirm fliegen wollen und wurde letztendlich in einem Schnupperkurs angefixt. In den darauffolgenden Jahren wurde das Hobby erst zur Hauptaktivität eines jeden Urlaubs und schließlich zum Vollzeit-Job – im Allgäu, weil die Landschaften hier besonders schön sind.
Und deshalb war die Devise: nicht lang schnacken, Sachen packen. Nach einem kurzen Wetter-Check wurden die Schirme gepackt und es ging direkt auf den ersten Übungshang, eine Kuhweide. Die Schule nutzt um die fünf Übungshänge, die je nach Windrichtung mehr oder weniger gut geeignet sind für die ersten Schritte und kennt dabei keine Gnade. “Wenn es nicht regnet, gehen wir fliegen. Und solange wir fliegen können, werden wir nicht drinnen sitzen und Theorie machen” - so die Einstellung von Yvonne. Gefällt mir gut, Ich bin ja eher der Praktiker, Learning by Doing und deshalb ganz ihrer Meinung.
Am Hang wurden uns dann Ausrüstung und insbesondere der Schirm vorgestellt. Der hängt an insgesamt 22 Leinen, eine davon kann um die 100-150 Kilo tragen. Eine kurze Nachberechnung versichert mir, dass ich lebendig unten ankomme, auch wenn 21 dieser Leinen aus unerklärlichen Gründen reißen sollten. Glück gehabt.
Jeder von uns wurde mit Funkgerät (damit wir immer empfänglich für Anweisungen des Lehrers bleiben), Gurtzeug (ja, nennt sich offiziell so, das ist das Ding, in dem man drinsitzt) und Gleitschirm ausgestattet. Nach Einweisung von Yvonne legen wir die Schirme aus, hängen uns an das Gurtzeug und entwirren den Leinen-Salat. Dann hieß es Funkgerät umhängen, zwei kräftige Schritte nach vorne und zack, der Schirm stellt sich auf – und gleitet nach wenigen Schritten wieder gen Boden. Danach Schirm-Einsammeln, Hochtragen und das gleiche nochmal. Solang bis der Wind verschwunden ist und wir von Kühen, auf deren Weide wir trainieren, verscheucht werden. Aber Yvonne wäre nicht Yvonne wenn sie keine Alternative hätte. Also heißt es zusammenpacken und ab zu besser geeigneten Übungshängen. Gleiches Spiel von vorn. Zumindest für die Gruppe. Ich besinne mich auf den eigentlichen Grund meines Daseins am Hang, den Beruf zu testen, und unterstütze Yvonne deshalb in den folgenden Tagen vermehrt beim Schirm-Auslegen und Leinen sortieren. Das ist total okay für mich. Einerseits, weil ich so den Aufbau verinnerliche und andererseits weil ich so weniger fliege (und das ja bekanntlich mein Verletzungsrisiko minimiert).
Mein Fazit: Extrem cooler Beruf weil man ständig draußen und in Action ist. Ich hatte viel Spaß und kann diesen Beruf jedem empfehlen, der fliegen lebt und liebt. Ich lebe und liebe eher alles, was sich auf die Kontrolle meines Körpers beschränkt und würde das Gleitschirm-Fliegen dementsprechend Marius, meinem Freund überlassen. Der war dabei, konnte davon nicht genug bekommen und will das später unbedingt richtig lernen. Ich würde ihm dann bei einer Brotzeit vom Boden aus zuschauen. Und natürlich den Schirm auslegen. Das kann ich ja jetzt wie ein Profi.
Über das Unternehmen:
Paragliding Academy Chris Geist
Max-Ostheimer Str. 4
87534 Oberstaufen
Zu den Kursen und Stellenangeboten:
https://www.paragliding-academy.com/jobs/
Gleitschirm auspacken!
Gleitschirm aufsetzen...
... und los gehts!
Fluglehrerin steht zur Seite!
Fluglehrerin Yvonne
Fluglehrerin & Jobhopperin