Menschen in mittelalterlicher Kleidung auf dem Frundsbergfest
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Allgäu GmbH, wanderlust

Auf den Spuren der Rebellen: 500 Jahre Bauernkrieg im Allgäu

Als der Geist der Freiheit das Allgäu erfasst hat und tausendfach erwidert wurde: Die Verschriftlichung der Zwölf Artikel in Memmingen gilt als erste Menschenrechtserklärung in Europa. Wir führen euch zu den Originalschauplätzen, lassen euch am Streben nach Freiheit teilhaben und haben die Höhepunkte des Jubiläumsjahres zusammengefasst.

    Nur vier Monate dauerte der Bauernkrieg. Er hat jedoch Spuren hinterlassen, die heute das Fundament unserer Demokratie bilden. Im heutigen Allgäu wurden unter anderem die Feldherren Truchsess Georg aus Waldburg und Georg von Frundsberg aus Mindelheim vom Schwäbischen Bund eingesetzt, die rebellierenden Bauernheere oder anders gesagt, den Volksaufstand, zu bekämpfen. Die Feldherren ziehen ihre blutige Spur durch Südwestdeutschland, Thüringen und Tirol, den Elsass, die Schweiz und Sachsen-Anhalt.  Auf dem Gebiet des heutigen Deutschöands endet der Bauernkrieg weitgehend nahe Kempten im Allgäu.

    Im Allgäu sind einige Originalschauplätze seit 500 Jahren unverändert und öffnen so ein Fenster in die Vergangenheit. An historischen Orten stehen 2025 Erinnerungstafeln und wöchentlich bringen Veranstaltungen verschiedenster Art das Geschehen vor 500 Jahren nahe. Im Kloster Ottobeuren beispielsweise mit einer modernen Video-Installation in ehrwürdigem Gemäuer. Im freien Feld simulieren drei Meter hohe Kunststoff-Lanzen die Bauern und Reiter und bei historischen Lagerleben wird das Mittelalert lebendig.

    „Den Bauernkrieg von 1525 hätte es in dieser Art ohne die Zwölf Artikel nicht gegeben.“

    Historiker Peter Blickle

    Die Zwölf Artikel – Memmingen

    Am 6. März 1525 wurden in Memmingen die Zwölf Artikel verfasst. Binnen zwei Monaten werden sie in 15 Städten in einer Auflage von rund 25.000 gedruckt und in Umlauf gebracht. Das neue Massenmedium Flugschrift wirkt, die Idee der Menschenrechte breitet sich in den Bauernkriegen erfolgreich aus. Warum die Bauern sich ausgerechnet in Memmingen einfanden und wie der Geist der Freiheit heute gelebt wird, zeigt Memmingen mit hochkarätigen Veranstaltungen. Im Zentrum des Gedenkjahrs steht eine vom Haus der bayerischen Geschichte konzipierte interaktive Ausstellung mit dem Titel „Projekt Freiheit – Memmingen 1525“. Die Sonderausstellung ist jederzeit und kostenfrei, wie alle Memminger Museen, zugänglich.

    Kramerzunft in Memmingen mit Fresko der 12 Artikel
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    Gregor Lengler

    Kein Buch, keine Veröffentlichung kommt ohne das Fassadenbild der Kramerzunft aus, hier wurden die Zwölf Artikel niedergeschrieben.

    Die Predigerbibliothek in Isny

    Original erhalten aus dem Jahr 1462: Wie die Unzufriedenheit wächst und der Versuch, die Bedingungen zu verändern, zeigt die Predigerbibliothek inmitten des mittelalterlichen Ovals in Isny mit über 500 Jahre alten Schriften.

    Mittelalterliche Predigerbibliothek
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    Thomas Gretler

    Ein Besuch in der Bibliothek mit Blick in die jahrhundertealten Bücher ist einzigartig.

    Die Waldburg – Stammsitz des Truchsess Georg von Waldburg

    Die Waldburg ist das Stammhaus von Georg Truchsess von Waldburg, genannt Bauernjörg. Er zog gegen die Aufständischen in den Kampf und besiegte sie schließlich.

    Die Burg wurde nie zerstört und beherbergt heute eine museale Erlebniswelt. Hier wurden einst die Reichinsignien aufbewahrt und die erste Karte mit einem Kontinnt namens „America” angefertigt.

    Auf der Waldburg ist die Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg zu sehen. Interaktive Programme inklusive besondere Gerichte bereichern das Erinnerungsjahr. 

    Auch die Burgenregion Allgäu mit insgesamt 45 Burgen, Schlössern und Wehranlagen bietet spezielle Burgentage zum Thema an.

    Die Waldburg auf einem grünen Hügel
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    Max Haller

    Die Waldburg thront auf einem Hügel über der gleichnamigen Gemeinde.

    Das Zumsteinhaus – Kempten

    Heute ist das Zumsteinhaus ein Museum und Ausgangspunkt für Informationen und Rundgang zum Thema. Kempten zeigt bis heute diese auffällige Doppelstadt: die katholische Residenzstadt und die evangelische Reichsstadt. Der Stadtrat tagt übrigens immer noch in Räumen, wie sie vor 500 Jahren genutzt wurden.

    St.Blasius-Kirche – Kaufbeuren

    Zwischen Kempten und Kaufbeuren liegen Leubas und Haldenwang – dem letzten großen Schlachtfeld des Bauernkriegs. Die Blasius-Kirche in Kaufbeuren ist der einzig erhaltene Wehrkirche in Bayern aus dieser Zeit. Sie ist mit eine bildhaften Darstellung des Lebens im 15. Jahrhundert besonders interessant. Im nahen Kloster Irsee und im Kloster St. Mang in Füssen an der Via Claudia wurden Verträge geschlossen. Die Heimatpflege Ostallgäu hat ein Buch herausgegeben, das das Geschehen nachzeichnet.

    Bilder in der Blasiuskirche in Kaufbeuren
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    Allgäu GmbH, Simone Zehnpfennig

    Auf den Bildern in der Blasiuskirche gibt es viele Details zu entdecken.

    Die Freilichtbühne Altusried – 1525 Bauernkrieg

    Die größte Freilichtbühne Süddeutschlands mit einer jahrhundertelangen Tradition bringt zum Gedenkjahr das Stück „1525 – Bauernkrieg“ auf die Bühne. Den Kampf um Rechte und Privilegien, gegen Unterdrückung und Ausbeutung, für die Freiheit, ihr Leben und die Zukunft zeigen die Menschen von Altusried.

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    Allgäu GmbH, Gerhard Eisenschink

    Freilichtbühne in Altusried

    Die Zeitzeugin – Bauernhausmuseum Wolfegg

    Das Museum zeigt die württembergische Sonderausstellung in der historischen Zehntscheuer des Klosters Weißenau – eine Zeitzeugin, die in der Chronik der Ereignisse von Abt Murer abgebildet ist. Die Ausstellung führt zurück und durch fünfhundert Jahre Vergangenheit, zeigt die Lebensumstände und Beweggründe der Bauern und fordert auf, sich der universellen Fragen über die Ursachen von Gewalt oder den Wert der Freiheit zu stellen.

    Courage – Streben nach Freiheit

    Weil sich die Aufstände vor 500 Jahren im Allgäu, dem angrenzenden Oberschwaben und Vorarlberg abspielten, hat der Heimatbund Allgäu federführend alle Orte zusammengebracht und einen Dokumentarfilm gedreht.

    Menschen in mittelalterlicher Kleidung laufen hinauf zur Burg Sulzberg
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    Allgäu GmbH, Karl Milz

    Die Waffen – Uffrur in Rothenburg ob der Tauber und Würzburg

    Neben den Ausstellungen wie „Die Waffen einer Reichsstadt“ bieten die Städte ein besonderes Format: „Uffrur! … on the road“ ist kein traditionelles Theaterstück, sondern ein modernes „mobile happening“, das historische Ereignisse und zeitgenössische Schauspielkunst miteinander verbindet. Die Aufführung verwandelt den Marktplatz in ein lebendiges, immersives Open-Air-Pop-Up-Festival.