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Allgäu GmbH, Susanne Baade

Viel mehr als eine Jahreszeit: Der Immenstädter Sommer

Viehscheid, Triathlon, Klausentreiben und der Immenstädter Sommer – neben ihren Sehenswürdigkeiten sorgt die 14.000-Einwohner Stadt mit über die Grenzen hinaus bekannten Veranstaltungen für Aufmerksamkeit. Dabei hat sich der Immenstädter Sommer als feste Größe für die Kultur in den Allgäuer Städten etabliert. Längst nicht mehr nur für eine Jahreszeit und auch nicht mehr an einem Spielort. Im Interview verrät Hotelier Albert Seitz, wie er zum Festivalleiter wurde, was das Kulturprogramm so groß werden ließ. Und welche Lehre ihm eine Bundestagswahl erteilt hat. 

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    Der Marktplatz von Immenstadt.

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    Hotelier Albert Seitz

    Einer dieser wunderschönen Sommertage im Allgäu. Schräg fällt die Nachmittagssonne durch die Gassen von Immenstadt, lässt die roten Dächer leuchten, konturiert die Bäume rund um den Marienplatz, auf dem der Brunnen plätschert, und taucht den kleinen Biergarten vor dem Gasthof Drei König in ein magisches Gold. Wie ein Helles. Albert Seitz hat sich einen Kaffee bringen lassen. Der Inhaber des Hotels ist ein leidenschaftlicher Immenstädter, aber kein großer Biertrinker. Er liebt die Kultur. Wenn er vom Kabarett spricht, von der Bühne, leuchten seinen Augen – und manchmal blitzt darin der Schalk auf. Dabei ist das Kind einer Kino-Familie eher zufällig zum Veranstalter geworden.

    Viehscheid, Triathlon, Klausentreiben – mit seinen Veranstaltungen hat sich Immenstadt einen großen Namen gemacht. Der Immenstädter Sommer gehört dazu. Wie wurde er zu dem, was er heute ist?

    Den allerersten Immenstädter Sommer hat noch die Stadt veranstaltet. Das war Mitte der 1980er Jahre. Die Fußgängerzone war eingerichtet und frisch gepflastert worden. Und es hieß: Wir brauchen Leben in der Stadt. Die Bühne stand direkt am Marienbrunnen. Es war ein großer Erfolg. Doch der Aufwand war der Stadt zu hoch. Mir hat es viel Spaß gemacht, und so habe ich angeboten, das Programm zu übernehmen.

    Sie sind Inhaber des Hotels „Drei König“, ein Haus in guter Lage mitten in der Altstadt. Sie werden sicherlich nicht unter Arbeitsmangel leiden. Was hat Sie am Immenstädter Sommer gereizt?

    Ich mochte die Abwechslung, die Atmosphäre. Zudem bin ich vorbelastet – denn ich bin in einem Kino aufgewachsen. Meinem Vater gehörte das erste Lichtspielhaus in der Stadt, Veranstaltungen liegen mir.

    Hat es eigentlich sofort funktioniert?

    Wir waren uns anfangs nicht sicher und natürlich auch gehörig aufgeregt. Aber in der gesamten Region gab es ein großes Bedürfnis nach Kultur. Und so war der Immenstädter Sommer gleich ein Erfolg. Im ersten Jahr hatten wir fünf Veranstaltungen, dann waren es acht, 12 – und irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Kürzlich, so wurde uns von einem Fan vorgerechnet, hatten wir die 1.000-ste Veranstaltung.

    Dabei waren Sie ein Quereinsteiger…

    Absolut. Aber jeder Beruf hat eigene Gewohnheiten und Abläufe. Wenn du im Kino groß geworden bist, weißt du, dass Anfang bis Mitte Dezember die großen Weihnachtsfilme kommen. So entwickelt man ein Verständnis für Zeit, für Planung. Und das ist wichtig auch für Veranstaltungen. Wir haben einen Vorlauf von ungefähr einem Jahr. Das Programm für 2024 ist bereits abgeschlossen, und es beginnen die Planungen für 2025. Wir wissen, wann wir Künstler anfragen sollten, wann der Saal gemietet wird und wann wir Werbung schalten müssen. Das bildet die Basis für eine erfolgreiche Veranstaltung.

    Und Erfolg bringt Vertrauen?

    Na klar! Beides ist in unserem Business sehr wichtig. Denn erstmal gehen wir ja alle in Vorleistungen, das gilt für uns Veranstalter genau so wie für die Künstler. Bis dann am Abend alles zählt. Heute, da wir nur noch per E-Mail kommunizieren, laufen die Vorbereitungen fast anonym ab. Ich bin ja so old school, dass ich dann manchmal noch anrufe. Einfach, um sicher zu gehen, dass es die Personen, mit denen ich so viel schreibe, überhaupt gibt. Es geht ja auch um viel Geld.

    Es klingt nach einer Erfolgsgeschichte. Was war Ihr größter Flop?

    Den habe ich mit dem großartigen Götz Alsmann erlebt. Es war ein typischer Anfänger-Fehler. Ich weiß es noch wie heute, wie ich damals vor dem Fernseher saß. Es lief ein Interview mit Bundeskanzlerin Merkel. Sie antwortete auf eine Frage mit der Bemerkung, dass der Wähler das ja am 28. September entscheide. Ich dachte sofort, da war doch was. Ich ging die Treppe runter. Und da hing das Plakat: Der Auftritt von Götz sollte an genau jenem Abend sein. Ich habe noch versucht, den Termin zu schieben. Aber es war nicht mehr möglich – und so wurde der Abend ein Flop. Nicht falsch verstehen, das Programm war super. Aber die Menschen saßen zu Hause vor den Hochrechnungen der Bundestagswahl.

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    Über die Jahre hat sich für den Immenstädter Sommer ein Profil heraus gearbeitet. Wie würden Sie es beschreiben?

    Es hat sich recht schnell gezeigt, dass unsere Domäne deutsche Liedermacher und deutsches Kabarett sind. Und das funktioniert gut.

    Heute ist der Immenstädter Sommer ja mehr als ein Sommer. Und er findet auch nicht mehr nur in Immenstadt statt. Wie ist die Veranstaltung derart über sich hinaus gewachsen?

    Wir haben in Immenstadt eine Festhalle, die musste noch saniert werden. Danach kam der Brandschutz mit seinen Anforderungen – dann wird es immer teuer –, und inzwischen ist die Halle ganz geschlossen. Es war also gar nicht so, dass wir unbedingt auch in Kempten spielen wollten. Uns blieb einfach kein Wahl. Ich als Hardcore-Immenstädter bin immer noch irritiert, wenn ich eine Veranstaltung in Memmingen eröffne. Andererseits wäre es zu schade gewesen, das Programm einzustellen. Und so wurde der Name immer mehr zur Marke. Inzwischen laufen nur noch die Open air-Programme in Immenstadt, undzwar im Klostergarten.

    Der ist ja auch ein Kleinod…

    Ursprünglich war der Marienplatz unsere Bühne. Dafür wurde der umzäunt, denn es musste Eintritt gezahlt werden. Das war anfänglich kein Problem. Aber über die Jahre siedelten sich immer mehr Gastronomen am Platz an. Und ich konnte verstehen, als sie sagten, dass doch niemand eine Eintrittskarte kauft, um für die Kinder eine Kugel Eis zu holen. So kamen wir zum Klostergarten. Der ist perfekt, weil von einer Mauer mit mehreren Eingängen umgeben. Bei Regen können wir ihn komplett überdachen. Aber an einem schönen Abend, und davon haben wir hier verblüffend viele, ist es da wie am Gardasee. Mit einer unglaublich Atmosphäre.

    Und wie wurde der Sommer zur Ganzjahresveranstaltung?

    Dafür gibt es vor allem einen Grund: den Erfolg. Wir brauchten zusätzliche Termine, weil die Nachfrage da war. Und wir wollten Strukturen aufbauen. Inzwischen ist der Immenstädter Sommer zu einem eigenen Betriebsteil in unserem Hotel geworden. Man darf nicht vergessen, dass wir mit unseren Veranstaltungen in einem Jahr rund 20.000 Menschen zusammen bringen.

    Was waren bisher Ihre Highlights?

    Ach, da gibt es viele. Klar, es sind die großen Namen, die begeistern. Mein erster Hyper-Abend war vor vielen Jahren mit Konstantin Wecker und Hannes Wader. Da habe ich mir vor Aufregung fast in die Hose gemacht. Heute sind wir vertraut mit den Stars. Und es ist ja so, einer macht dem anderen die Tür auf. Wenn die Veranstaltung gut und das Publikum begeistert war, spricht sich das herum. Dann kommen auch andere große Stars. Davon profitieren wir alle. Aber ganz besonders freue ich mich auf die kleinen, die heimeligen Abende. Wenn etwa im Klostergarten Viumera auftreten, und wir dazu Bilder von Jonathan Besser zeigen. Da geht mir richtig das Herz auf.

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    Der Gasthof Drei König in Immenstadt - Hotelier Albert Seitz im Interview

    Die Autoren

    Susanne Baade und Dirk Lehmann

    Im Expeditionsschiff in die Antarktis und per Helikopter über Australien, Wanderung zu einem Kloster in Nepal und Besuch im Luxushotels in Paris, Trekkings durch Kanada und Achtsamkeitsübungen im Allgäu – zu reisen, zu fotografieren, die Welt zu erzählen: Das ist unser Beruf, unsere Berufung. Lange haben wir als Redakteure namhafter Magazine im Hamburger Verlag Gruner+Jahr gearbeitet, seit einigen Jahren berichten wir nun für das Allgäu aus dem Allgäu. Hier haben wir besondere Menschen kennen gelernt, faszinierende Momente erlebt und eine Natur, die uns immer wieder begeistert. Wir sind dankbar für jedes dieser Abenteuer. Und dafür, dass Sie uns begleiten! Susanne&Dirk

    Mehr zu Susanne und Dirk auf ihrer Website.