Einer dieser wunderschönen Sommertage im Allgäu. Schräg fällt die Nachmittagssonne durch die Gassen von Immenstadt, lässt die roten Dächer leuchten, konturiert die Bäume rund um den Marienplatz, auf dem der Brunnen plätschert, und taucht den kleinen Biergarten vor dem Gasthof Drei König in ein magisches Gold. Wie ein Helles. Albert Seitz hat sich einen Kaffee bringen lassen. Der Inhaber des Hotels ist ein leidenschaftlicher Immenstädter, aber kein großer Biertrinker. Er liebt die Kultur. Wenn er vom Kabarett spricht, von der Bühne, leuchten seinen Augen – und manchmal blitzt darin der Schalk auf. Dabei ist das Kind einer Kino-Familie eher zufällig zum Veranstalter geworden.
Viehscheid, Triathlon, Klausentreiben – mit seinen Veranstaltungen hat sich Immenstadt einen großen Namen gemacht. Der Immenstädter Sommer gehört dazu. Wie wurde er zu dem, was er heute ist?
Den allerersten Immenstädter Sommer hat noch die Stadt veranstaltet. Das war Mitte der 1980er Jahre. Die Fußgängerzone war eingerichtet und frisch gepflastert worden. Und es hieß: Wir brauchen Leben in der Stadt. Die Bühne stand direkt am Marienbrunnen. Es war ein großer Erfolg. Doch der Aufwand war der Stadt zu hoch. Mir hat es viel Spaß gemacht, und so habe ich angeboten, das Programm zu übernehmen.
Sie sind Inhaber des Hotels „Drei König“, ein Haus in guter Lage mitten in der Altstadt. Sie werden sicherlich nicht unter Arbeitsmangel leiden. Was hat Sie am Immenstädter Sommer gereizt?
Ich mochte die Abwechslung, die Atmosphäre. Zudem bin ich vorbelastet – denn ich bin in einem Kino aufgewachsen. Meinem Vater gehörte das erste Lichtspielhaus in der Stadt, Veranstaltungen liegen mir.
Hat es eigentlich sofort funktioniert?
Wir waren uns anfangs nicht sicher und natürlich auch gehörig aufgeregt. Aber in der gesamten Region gab es ein großes Bedürfnis nach Kultur. Und so war der Immenstädter Sommer gleich ein Erfolg. Im ersten Jahr hatten wir fünf Veranstaltungen, dann waren es acht, 12 – und irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Kürzlich, so wurde uns von einem Fan vorgerechnet, hatten wir die 1.000-ste Veranstaltung.
Dabei waren Sie ein Quereinsteiger…
Absolut. Aber jeder Beruf hat eigene Gewohnheiten und Abläufe. Wenn du im Kino groß geworden bist, weißt du, dass Anfang bis Mitte Dezember die großen Weihnachtsfilme kommen. So entwickelt man ein Verständnis für Zeit, für Planung. Und das ist wichtig auch für Veranstaltungen. Wir haben einen Vorlauf von ungefähr einem Jahr. Das Programm für 2024 ist bereits abgeschlossen, und es beginnen die Planungen für 2025. Wir wissen, wann wir Künstler anfragen sollten, wann der Saal gemietet wird und wann wir Werbung schalten müssen. Das bildet die Basis für eine erfolgreiche Veranstaltung.
Und Erfolg bringt Vertrauen?
Na klar! Beides ist in unserem Business sehr wichtig. Denn erstmal gehen wir ja alle in Vorleistungen, das gilt für uns Veranstalter genau so wie für die Künstler. Bis dann am Abend alles zählt. Heute, da wir nur noch per E-Mail kommunizieren, laufen die Vorbereitungen fast anonym ab. Ich bin ja so old school, dass ich dann manchmal noch anrufe. Einfach, um sicher zu gehen, dass es die Personen, mit denen ich so viel schreibe, überhaupt gibt. Es geht ja auch um viel Geld.
Es klingt nach einer Erfolgsgeschichte. Was war Ihr größter Flop?
Den habe ich mit dem großartigen Götz Alsmann erlebt. Es war ein typischer Anfänger-Fehler. Ich weiß es noch wie heute, wie ich damals vor dem Fernseher saß. Es lief ein Interview mit Bundeskanzlerin Merkel. Sie antwortete auf eine Frage mit der Bemerkung, dass der Wähler das ja am 28. September entscheide. Ich dachte sofort, da war doch was. Ich ging die Treppe runter. Und da hing das Plakat: Der Auftritt von Götz sollte an genau jenem Abend sein. Ich habe noch versucht, den Termin zu schieben. Aber es war nicht mehr möglich – und so wurde der Abend ein Flop. Nicht falsch verstehen, das Programm war super. Aber die Menschen saßen zu Hause vor den Hochrechnungen der Bundestagswahl.