„Unser Hit?“ Franziska muss nicht lange nachdenken. „Der vegane Burger. Der ist aber auch wirklich lecker. Das Patty machen wir selbst. Wir haben lange daran getüftelt, immer wieder neue Zutaten ausprobiert. Jetzt passt der Burger auf Basis von Soja, Seitan.“ Alles Bio-Zutaten. Schon aus diesem Grund schmeckt ihr Burger besser als die meisten mit Fertig-Pattys. Dazu serviert sie Pommes vom Demeter-Hof und einen kleinen Salat. „Eigentlich wollte ich auch das Brötchen selbst backen.“ Franziska lacht. „Aber noch komme ich mit der Hefe nicht klar. Deshalb beziehen wir die Brötchen von einem Biobäcker.“
Bunt und lebensbejahend – so präsentiert sich das Barfood
Kaufbeuren an einem gewittrigen Sommertag. Das „Barfood“ ist ein kleines Lokal am Anfang der Fußgängerzone der kreisfreien Stadt, gegenüber ein Spielplatz. Die schöne historische Innenstadt mit dem Rathaus, der St. Martinskirche und dem einzigartigen Klosterberggarten liegt wenige Schritte entfernt. Das Deli ist ein lebensfroher Ort. Einige Tische stehen draußen unter großen Sonnenschirmen, zum Teil auf der gepflasterten Straße, zum Teil im kleinen Garten. Innen präsentiert sich das Barfood bunt: Tische, Stühle, Kunst, geschliffene Gläser, Lichterketten, viele liebevolle Deko-Ideen. Ein Tresen. Dahinter Franziska, eine junge Frau mit langen hellbraunen Haaren und wachen Augen.
Früher war das Lokal eine Bar mit Drinks und Musik. „Früher habe ich auch nicht kochen können. Mir brannte sogar die Tütensuppe an“, sagt Franziska und lacht wieder. „Veganer waren für mich Spinner.“ Doch dann kam BSE. Die Rinderseuche, die ihre Ursache darin hatte, dass man pflanzenfressende Kühe mit verseuchten Fleischprodukten mästete, hat ihr die Augen für die dunkle Seite des Fleischkonsum geöffnet. Sie wurde zur Vegetarierin. Nach und nach begann sie, in immer mehr Bereichen ihres täglichen Lebens auf Tierprodukte zu verzichten.
Für das Deli verwendet sie Ökostrom, Bio-Putzmittel und, ja, auch Bio-Blumen
Letztlich war es das Tierwohl und der Gesundheitsaspekt welche sie dazu brachten, Milch und Käse aus ihrem Speiseplan zu streichen. Schließlich die Entscheidung, vegan zu leben. Inzwischen würde sie sich als kritische Konsumentin bezeichnen. Seit sie nach dem Besuch eines Supermarktes einen Einkaufswagen voller Plastik hatte, kauft sie nur noch Bioprodukte, möglichst kaum oder unverpackt. Für ihr Deli bezieht sie Ökostrom, nutzt Bio-Putzmittel, und, ja, auch die Blumen sind aus biologischem Landbau. Das „Barfood“ in Kaufbeuren als Ort für eine bessere Welt? „Warum nicht? Viele Menschen sagen, als einzelner könne man nichts ändern. Aber das stimmt nicht. Man muss nur anfangen!“
Die vegane Küche im „Barfood“ ist lecker und reichhaltig. Wir bestellen den Brokkoli-Käsebratling mit Salatvariation und hausgemachtem Kräuterdressing. Die fleischlose Frikadelle ist würzig, dazu gibt es einen feinen Senfdip. Der Salat mit Apfelrotkohl, Giersch und Wildkräutern überzeugt mit einem süßscharfen Dressing. Das passt alles und findet mit einem leckeren Espresso einen schönen Abschluss. Und man ist geneigt zu fragen: Stimmt das wirklich – die Geschichte mit der angebrannten Tütensuppe?
Jeder kann dazu beitragen, die Welt ein wenig besser zu machen
Franziska, 33 Jahre, versteht sich als Teilzeit-Gastronomin. Im Hauptberuf ist sie Versicherungskauffrau. Ihr „Barfood“ öffnet von Donnerstag bis Sonntag – aufgrund des Personalmangels mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Und damit der Betrieb trotz Hauptberuf nicht ins Stocken gerät, arbeitet die Familie mit: Der Vater macht den Papierkram, die Mutter hilft bei der Wäsche. Mit ihrem Freund träumt sie davon, eine Öko-Gemeinschaft zu gründen: mehrere Tiny Häuser, ein Haupthaus und ein moderner Lebensstil. Denn jeder kann dazu beitragen, die Welt ein wenig besser zu machen. Und sei es mit einem leckeren Essen in Kaufbeurens veganem Deli.