Mann steht zwischen großen Felsen und FIchten
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HUBERTUS Mountain Refugio Allgäu

Wellness unter Bäumen

Immer mehr Hotels schicken ihre Gäste zum Baden in den Wald − nass werden sie dabei nicht, erholt sind sie danach trotzdem. Was ist dran an diesem Trend, der sich mittlerweile schon lange hält und nun auch immer mehr in den Fokus der Wissenschaft rückt? Eine Spurensuche bei drei Allgäuer Hotels, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren Gästen den Lebensraum Wald nahezubringen.

    Wir starten unsere Spurensuche in Oberstaufen. Im Bergkristall – mein Resort im Allgäu ist Sepp Herz, der „Mann für den Wald“. Seit Jahren schon gibt er Touren für Interessierte, um das Bewusstsein für die Natur und die Kraft des Waldes zu schärfen. „Wenn ich auf meiner Wanderung anfange, unseren Gästen etwas vom WWW zu erzählen, stutzen sie erstmal. Internet im Wald?“, lacht der sympathische Wanderführer. „Wenn ich ihnen dann aber erkläre, dass ich nicht das World Wide Web meine, sondern den World Wide Wood, dann sind sie mit voller Aufmerksamkeit bei mir. Sie verstehen sofort, wie komplex und großartig das System der Kommunikation der Pflanzen im Wald untereinander ist. Anstatt Bits und Bytes transportieren pflanzliche Botenstoffe die Informationen von A nach B.“

    Sepp Herz versteht es, mit wirklichkeitsnahen Vergleichen den Teilnehmenden die Faszination des Waldes näherzubringen. Seine Touren garniert er mit Naturmeditationen und auch die gestaltet er einfach und greifbar: „Jeder darf losziehen und sich von seinem Gefühl zu dem Platz hinziehen lassen, wo sie oder er sich wohlfühlt. Dann machen wir die Augen zu und fühlen, sehen, hören und riechen. Das ist es schon. Ich weiß, das klingt erstmal ganz schön unspektakulär, aber wenn du die Hände öffnest und den Wind in der Handfläche spürst. Oder das Moos und die Erde am Boden angreifst und dran riechst, dann bekommst du ein Bewusstsein für die Schönheit der Natur.“ Nebenbei lernt man auf seinen Touren auch nützliches Alltagswissen zur Heilkraft der Pflanzen. Zum Beispiel, dass Spitzwegerich bei einem Mückenstich hilft oder wie man Fichtenharz für die Atemwege nützt.

    Hand auf Baumrinde
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    Das Weitblick Allgäu

    Wer das Moos und die Baumrinde angreift, bekommt ein Bewusstsein für die Schönheit und Vielfalt der Natur.

    Waldhang bedeckt mit dicken Wurzeln
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    Allgäu GmbH, Eva-Maria Feilkas

    Wer genau hinsieht, der entdeckt, dass der Wald seine eigenen Kunstwerke aus Wurzeln, Moos und Pflanzen erstellt.

    Von Oberstaufen dauert es eine halbe Stunde Fahrzeit bis in die Hörnerdörfer. Im idyllisch gelegenen Balderschwang ist das HUBERTUS Mountain Refugio Allgäu mit der umliegenden Landschaft der Arbeitsplatz von Gastgeber Christa und Karl Traubel. In ihren Wanderungen im Rahmen des Aktivprogramms tauchen sie mit ihren Gästen tief in den Wald ein. Auch sie setzen als ausgebildete Waldbademeister auf die Einfachheit: „Unsere Welt ist komplex genug, da brauchen wir unseren Gästen nicht alle Details und Fakten zur Natur runterbeten. Sie verstehen viel mehr, wenn sie selbst erleben, wie intensiv und wohltuend es sich anfühlt in der Natur abzutauchen.“ Zu jeder Jahreszeit (im Winter mit Schneeschuhen) führt das Gastgeberehepaar in die mystische Bergwelt des Naturparks Nagelfluhkette, an der Schnittstelle zwischen Bregenzerwald und Allgäu.

    Zwischen Alpweiden mit 290 Pflanzenarten, wertvollen Hochlagenmooren, Weißtannen- und Schluchtwäldern taucht Karl Traubel, der auch Natur-Ranger gelernt hat, mit der Gruppe ein in einen wahren Hotspot der Artenvielfalt: „Wenn ich mit meinen Teilnehmern die Kreisläufe und Schätze der Natur entdecke und sie dabei verstehen und achten lernen, was uns umgibt, dann habe ich meinen Job getan.“ Kurz hinter dem Ortsausgang von Balderschwang wartet noch ein besonderes Schmankerl auf Naturliebhaber. Dort erhebt sich die Alte Eibe, ein rund sieben Meter hoher Baum. Angesichts eines Stammumfangs von mehr als acht Metern geht man davon aus, dass die Alte Eibe deutlich älter als 1.500 Jahre ist. Wenn man hier steht, dann sieht man in die Geschichte.

    Wanderbeine im Wald auf Herbstblättern
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    Das Weitblick Allgäu

    Schritt für Schritt führt der Weg tiefer in den Wald und weiter weg vom Alltag.

    Tannenzapfen auf saftigem Waldboden
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    Allgäu GmbH, Eva-Maria Feilkas

    Alles fühlt sich anders an: das feuchte Moos, die rauen Tannenzapfen oder die weichen Blätter.

    Dass Aufenthalte im Wald für die Psyche und die Physis überaus gesund sind, ist mittlerweile vielen bewusst. Ein Grund dafür sind die sogenannten Terpene. Dabei handelt es sich um pflanzliche Stoffe, die durch die Luft schwirren und die die Menschen über die Atmung aufnehmen. Ihre Wirkweise ist vielfältig. Dazu kommt der beruhigende Anblick mächtiger Baumstämme und die Geräuschkulisse. Auch sie wirkt sich positiv aus. Das weiß auch Josef „Joschi“ Vitasek, der Wanderführer von unserer dritten Station, dem Hotel Das Weitblick Allgäu in Marktoberdorf. „Ein Tag in der Natur ist für mich immer ein Glückstag, den ich gerne mit anderen Menschen teile“, so erklärt der leidenschaftliche Wanderführer.

    Besonders gern leitet er seine Teilnehmer in das Gebiet rund um die Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau. „Die Kulisse der Königsschlösser ist einfach beeindruckend“, schwärmt Joschi und erzählt auf seinen Lieblingstouren nicht nur über Alpenblumen und Tierspuren, sondern gibt gerne auch mal eine Anekdote über König Ludwig II. zum Besten. Er resümiert: „Der Wald macht was mit uns, in der Alltagshektik überhören wir nur viel zu oft seine Einladung. Ich bin vielleicht nicht der Meditationstrainer oder Waldbademeister, aber bei mir lernen meine Teilnehmer dem Ruf des Waldes Aufmerksamkeit zu schenken und sein größtes Geschenk anzunehmen: seine Ruhe.“

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