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Allgäu GmbH, Andi Mayr

Wenn Nougat auf Allgäuer Enzian trifft

Die „Zuckerfheel“ in Kempten zaubert in ihrer Patisserie feine Pralinen und leckere Bruchschokolade. Neben Nougat- und Schokoladenduft liegt jedoch auch die erdige Note von Enzianschnaps in der Luft. Marianne Bunke-Heel befüllt Pralinen mit dem Allgäuer Hochprozentigen und kreiert auf diese Weise ganz besondere Enzian-Pralinen.

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Kempten. Marianne Bunke-Heel hat immer alle Hände voll zu tun, und jetzt kurz vor Weihnachten noch ein bisschen mehr. Jeder sucht noch kleine, feine Gaben … wie wäre es mit handgefertigten Pralinen? Blau schokolierte Kugeln stechen dabei besonders in der Auslagetheke heraus, denn die gibt’s nur hier: Allgäuer Enzianpralinen. 

„Entstanden sind sie in der Corona-Zeit mit meinen Enzian-Brüdern, wie ich sie nenne“, grinst Marianne Bunke-Heel und lehnt sich entspannt auf dem Stuhl in ihrem frisch eröffneten Café „Zuckerfheel“ zurück. Der Mann ihrer Freundin und sein Kumpel seien auf diese Idee gekommen. Allerdings musste es unbedingt der Enzianschnaps der Brennerei Turra in Sonthofen sein, der sei der beste. „Bei einem Besuch haben wir das dann zusammen ausprobiert, nach dem Rezept von meinen Heuschnaps-Pralinen. Es war eine Punktlandung! Das Süße der Schokolade und das Nussige des Nougats ergänzt sich perfekt mit dem erdigen Geschmack vom Enzianschnaps, es ist eine tolle Kombi und seitdem in meinem Sortiment“, erzählt die Konditorin mit einem Augenzwinkern.

 

 

Pralinenmanufaktur in Kempten: Enzian wird zum Verfeinern der Pralinen verwendet.
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Wenige Zutaten, tolles Ergebnis: Enzianpralinen haben einen ganz besonderen Geschmack.

Die Herstellung ist für geübte Hände relativ einfach, zumal nur wenige Zutaten benötigt werden. „Das Rezept steht immer noch nur handschriftlich auf dem Zettel“, schmunzelt Marianne Bunke-Heel, als sie uns mit nach hinten in ihre großräumige Backstube nimmt. Los geht`s: Sie holt 450 Gramm Haselnussnougat am Stück und erwärmt es zu einer cremigen Nougatmasse. Dazu gibt sie 250 Gramm flüssige Vollmilch-Kuvertüre, die für mehr Festigkeit sorgen soll. „Und jetzt natürlich die Hauptzutat, 500 Milliliter Enzianschnaps“, sagt die Konditorin und öffnet die tönerne Literflasche. Sofort steigt uns der typisch erdige Geruch in die Nase. 

 

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Der halbe Liter Schnaps sollte sich gut mit dem Nougat zu einer homogenen Masse vermischen.

Der 38-Prozentige wird langsam in die Masse gegossen. Marianne rührt von Hand, bis es grieselig wird. Jetzt greift sie rasch zum Stabmixer. Mit der richtigen Drehzahl ist die sehr flüssige Masse in wenigen Minuten komplett homogenisiert und glänzt richtig schön – und macht Lust auf mehr.

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Hmm, wie das glänzt! Diesem Anblick kann keiner widerstehen, die Lust auf Schokoladiges steigt sogleich.

Mit Hilfe eines Trichters befüllt sie die vorbereiteten Hohlkörper aus Vollmilch, bis die Masse oben austritt. Es darf kein Hohlraum entstehen, sonst könnte die Praline schimmeln, erklärt die Fachfrau.

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Mit einer Engelsgeduld füllt Marianne die ziemlich flüssige Masse in die Pralinen-Hohlkörper ab.

Damit dies nicht passiert, wird die Einfüll-Lücke noch mit flüssiger Schokolade dicht verschlossen. Die Hohlkörper für die Pralinen gießt Marianne entweder Tags zuvor hauchdünn selbst aus. Oder sie lässt diesen Step aus Zeitgründen aus und nimmt stattdessen fertige Hohlkörper von „Original Beans“, von denen sie auch ihre Schokolade bezieht. „Ich arbeite gerne mit regionalen Produkten, aber Kakaobohnen wachsen nun mal nicht bei uns. Original Beans achtet auf faire und klimatisch günstige Anbaubedingungen. Die Schokolade wird dann in einem Schweizer Werk mit Schweizer Milch und Zucker hergestellt. Damit kann ich guten Gewissens leben.“

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Wie gerne würde man da eine stibitzen: Wie die Zinnsoldaten sind die nun in blau eingefärbter Kakaobutter gerollten Pralinen ordentlich auf dem Blech aufgereiht.

Zwar produziert die Zuckerfheel ihre Eierlikörtrüffel dreimal so oft wie Enzian-Pralinen, weil deren Geschmack doch eher speziell, wenn auch ganz besonders ist. Aber sie werden sehr gerne verschenkt. Und könnten zum Beispiel auch eine überraschende Variante zum Schnäpschen sein, wenn demnächst Nachbarn und Freunde zu Besuch kommen, um den Christbaum überschwänglich zu loben. Ein netter Allgäuer Brauch mit neuer Note sozusagen.

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Es gibt nur noch wenige Konditoreien. Angst, dass es nicht läuft, hat Marianne nicht: „Ich war schon immer eine, die gegen den Strom schwimmt.“

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Verpacken, beschriften, Zettelchen dran: Auch dies machen die Zuckerfheel-Damen alles von Hand.

Draußen mischen sich Schneeflocken in den Regen, innen ist die Backstube hell erleuchtet. Am Fenster steht „Vom Handwerksglück zum Tortenstück“. Marianne Bunke-Heel weiß seit Kindesbeinen an, was sie will. Als Neunjährige besuchte sie mit ihrer Mutter die Kemptner Konditorei Scheurer, um die Torte für ihre Kommunion zu bestellen. Augenblicklich war sie so fasziniert von dieser Handwerkskunst, so dass sie heimging und zu backen begann. Sie absolvierte ihre Ausbildung just in der Konditorei von damals und zeitgleich zahlreiche Patisserie-Lehrgänge. Ihr Gesellenstück: vom Allgäu inspirierte Handwerkskunst. Anschließend arbeitete sie als Patissière in Hotels in Davos und auf Sylt, in Cafés in Oberstaufen und Oberstdorf und bestand ihre Meisterprüfung. „Die klassische Konditorenkunst gefällt mir einfach am besten. So habe ich mir 2005 in Kempten im Hotel Waldhorn, das meine Eltern führen, meine eigene Konditorei eingerichtet“, erzählt sie. Ihre Kuchen, Torten und Pralinen sind mittlerweile über die Stadtgrenzen hinaus  bekannt und sehr beliebt.

 

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Stolz auf ihr eigenes Cafè: Endlich kann Marianne Bunke-Heel ihre Arbeit gebührend präsentieren. Montag ist für die Familie reserviert, Dienstag und Mittwoch wird Vollgas vorproduziert.

Erst vor wenigen Wochen hat sich die dreifache Mutter einen weiteren Kindheitstraum erfüllt: Ende Oktober hat sie ihr eigenes Atelier für Süßes und Feines eröffnet, unweit vom Waldhorn, das sie weiterhin mit ihren Produkten beliefert. „Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen und war immer nur die Feel. Da war der Name für mein Atelier mit Café einfach: Die Feel vom Heel ist natürlich die Zuckerfheel“, lacht Marianne übers ganze Gesicht. Ihre gute Laune, ihre Leidenschaft für ihren Beruf und ihre positive Energie sind einfach  ansteckend. Das spüren auch ihre Gäste, die jetzt zuhauf bei der Zuckerfheel auf bunten Stühlen Kaffee und Kuchen genießen. Oder eben feine (Enzian)Pralinen naschen.

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Marianne Bunke-Heel gibt ihr Wissen gerne an ihre Azubis Laura, Fiona, Agnes und Patricia (v. l.) weiter. Immer wieder arbeitet sie auch als Dozentin an der Berufsschule für Konditoren, Bäcker und Verkäufer in Kempten.

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Portrait Silke Lorenz
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Silke Lorenz

Die Autorin

Silke Lorenz

Von Franken über Niederbayern und Baden ins Allgäu, von Tageszeitungen und Verlagsarbeit über Frauenmagazine zur freien Journalistin: Seit über zehn Jahren bin ich jetzt im Oberallgäu daheim und entdecke immer aufs Neue tolle Menschen, alte Handwerkskünste, faszinierende Orte – und immer wieder sprachliche Schätze im Allgäuer Dialekt, die mein Germanisten-Herz erfreuen :-). Ich hoffe, Sie haben genauso viel Spaß beim Lesen meiner Geschichten wie ich beim Recherchieren derselbigen. Frohes Schmökern!

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