Kulinarisches Brauchtum
Märchen, Legenden, Bräuche: Brauchtum und Kulinarik sind im Allgäu fest miteinander verwoben. Auf historischen Festen in der Region trifft man daher auch immer auf besondere Spezialitäten.
Märchen, Legenden, Bräuche: Brauchtum und Kulinarik sind im Allgäu fest miteinander verwoben. Auf historischen Festen in der Region trifft man daher auch immer auf besondere Spezialitäten.
Die süßen Hefeteigscheiben haben ihren Namen vom Funkensonntag. Das ist der erste Sonntag der Fastenzeit, an dem im Allgäu die „Funken“ entzündet werden, um den Winter zu vertreiben und den Frühling zu begrüßen. Die „Funken“ sind die traditionellen Funkenfeuer, die von vielen Allgäuer Orten entzündet werden. Dabei werden Strohhaufen oder geschichtete Holztürme entzündet, die oftmals eine imposante Größe erreichen können.
Der Ursprung des Funken-Brauchs, den es nicht nur im Allgäu gibt, ist unklar, manche vermuten einen historischen Zusammenhang mit der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und dem christlichen Jahresverlauf. In der Zeit vor der Fastenzeit feierte man nochmals ausgiebig mit Speis und Trank, da während der Fastenzeit vor allem auf Fleisch und auch auf Schmalz verzichtet wurde. Trotz der Fastenzeit wurde am Funkensonntag daher noch einmal so richtig fettig gegessen.
Der Funkensonntag hielt auch Einzug in alte Allgäuer Bauernregeln:
Die Funkenküchle selbst gelten als Traditions-Gebäck der schwäbisch-alemannischen Küche, weshalb sie besonders auch im süddeutschen Raum verbreitet sind. Die Gebäckart selbst ist dabei nicht nur im Allgäu geläufig: Je nach Region unterscheidet sich die Zubereitung und auch der Name variiert. Im Altbaierischen sind es „Auszogne“ und im Fränkischen sind es die Kerwa Kiachl. Im Norden Schwabens gibt es die „Rieser Kiachle“. Dort werden die süßen „Scheiben“ seit je her zu Familienfesten gereicht.
Die Küchle bestehen aus reinem Hefeteig und werden in heißem Fett ausgebacken. Damit sie ihre typische Form bekommen, werden diese mit den Händen oder manchmal sogar übers Knie ausgezogen, sodass sich außen ein starker fingerdicker Rand bildet, das kreisrunde Innenfeld jedoch papierdünn wird. Im Allgäu werden die Küchle süß gegessen und nach dem ausbacken mit Puderzucker bestäubt.
Funkenfeuer im Allgäu.
Hefe in der lauwarmen Milch gehen lassen. Anschließend in die Zucker vermischte Mehl geben und 30 Minuten ruhen lassen. Butter, Eier und die übriggebliebene Milch sowie eine Prise Salz dazugeben. Alles gut miteinander verkneten bis der Teig Blasen wirft. Eine Stunde gehen lassen. Danach in große, ovale Stücke schneiden und auf ein Mehl bestreutes Brett setzen. Erneut eine halbe Stunde ruhen lassen.
Aus wenigen Zutaten wird der Teig für Funkenküchle zubereitet. Danach muss der Teig etwas ruhen.
Vorsichtig wird dem Funkenküchle die typische Form gegeben. Ein Fingerdicker Rand und ein kreisrundes Innenfeld.
Dann werden die Küchle geformt: Man zieht den Teig unter ständigem Drehen von der Mitte her nach außen, so dass sich außen ein starker Rand bildet, das runde Innenfeld aber hauchdünn wird. Die Funkenküchle müssen sofort im schwimmenden Fett heraus gebacken und noch heiß mit Zucker bestreut werden.
Zum Schluss werden die Funkenküchle mit etwas Puderzucker bestäubt! Guten Appetit!
Das Rezept wurde von der Region Alpsee-Grünten zur Verfügung gestellt.
Zur Entstehung des Memminger Mau erzählt man sich folgende Geschichte: "Einst ging der Ratsherr, trunken vom schweren Bodenseewein und angeregten Gesprächen, des Nachts vom Goldenen Löwen heimwärts. Damit er den Weg leichter finde, hatte er den Büttel zitiert, ihn zu geleiten. Auf ihrem Gang durch die nächtliche Stadt kamen die beiden auch an einem der vielen Zuber vorbei, die vor den Häusern, mit Wasser gefüllt, für einen möglichen Brand als Löschwasser bereitstanden. Die Nacht war mondhell und sternklar, so dass sich der runde Mond oder Mau gemütlich im Wasser spiegelte. Bei einer kurzen Verschnaufpause, die unserem Ratsherrn der genossene Alkohol abnötigte, kam diesem ein beinahe genialer Gedanke. Man könne doch, so sagte er sich, vom Weingeist auf ungeahnte Geisteshöhen gehoben, den Mau aus dem Zuber fischen und hätte damit eine ewige und immerwährende Beleuchtung für das Rathaus und für die ganze Stadt. Gesagt, getan: Unter großem Lärmen wurde der Stadtfischer Lang aus dem Bett geholt, damit er sich der Sache annehme. Der Stadtfischer kam eilends herbei, und gemeinsam versuchten die drei, inzwischen unter der Assistenz der ganzen Straße, die von dem Geschrei wach geworden war, mit dem Bären, einer Art Gabelnetz, den Mau aus dem Zuber zu fischen. So fischten sie, und fischten sie - bis heute ist uns aber nicht überliefert worden, ob sie den Mau tatsächlich gefangen haben" (aus "Weißblaue Gaumenletzen", Erna Horn)." Damit war der berühmte Memminger Mau geboren.
Der Memminger Mau ist heute ein runder Kuchen aus Guglhupf-Teig oder Schokotaler mit Mondgesicht auf der Oberseite. Seit mehr als 400 Jahren wird er hauptsächlich zu den beiden Memminger Heimatfesten "Fischertag" und "Kinderfest" gebacken.
Der Memminger Mau ist eine ausgezeichnete Spezialität des Spezialitätenlandes Bayern.