Kühe auf einer Weide in warmem Licht
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Allgäu GmbH, Andi Mayr

Herbstfarben auf dem Ferienhof

Tagsüber sonnig, nachts frostig kalt: Jetzt im Herbst wird der Ferienhof Schöll in Rieggis bei Waltenhofen winterfest gemacht. Zum einen der landwirtschaftliche Betrieb mit Milchkühen und Pferden, zum anderen die Ferienwohnungen – zwei Standbeine, die sich perfekt ergänzen. Warum diese Kombi so wichtig für viele Allgäuer Höfe ist, erfahren wir vor Ort.

    Rieggis/Waltenhofen. Vor dem Küchenfenster grasen Pferde auf den noch grünen Wiesen, Kühe und Schumpen sind auf den oberen Weiden und heute vom Ferienhof aus nicht zu sehen. Die goldene Herbstsonne wärmt Mensch und Tier – und scheint in die Küche, wo Anne und Franz Schöll mit ihrem Sohn Kilian gerade Mittag essen. „Jetzt schnaufen wir ein bisschen durch. Die Gäste sind abgereist, neue kommen erst um Weihnachten. Bis dahin wird gründlich geputzt, aufgeräumt und am Hof alles für den Winter hergerichtet“, erzählt Anne Schöll.

    Wie lange es den Hof in Rieggis bereits gibt, weiß man nicht genau. Alois Schöll hat ihn jedenfalls 1865 gekauft, Franz Schöll führt ihn in fünfter Generation fort. Angefangen mit 15 Kühen hat er viel gebaut, investiert und die Chance genutzt, angrenzende Weideflächen zu erwerben und mehr Vieh zu halten. Mittlerweile umfasst der Hof knapp 46 Hektar – und geht mit der Zeit. „Heumilch hatten wir immer schon, da mussten wir nichts umstellen. Seit 2009 sind wir ein Bio-Bauernhof. Unsere rund 30 Heumilchkühe sind im Sommer auf den heimischen Weiden, rund 16 Stück Jungvieh kommt derweil auf Alpen in den Bergen“, erzählt der 57-Jährige. Vor acht Jahren wurde bereits ein großer Laufstall für die Milchkühe gebaut, somit erfüllt Familie Schöll die neuen Anforderungen an die Viehhaltung. Die Schumpen sind in Anbinde-Haltung im alten Stall und kommen im Winter zweimal pro Woche auf die Weide.

    Kühe auf dem Weg zur Herbstweide
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    Vogelperspektive auf den Ferienhof Schöll
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    Blick auf das grüne Allgäu: Vom Ferienhof in Rieggis auf 1.000 Meter Höhe hat man einen wunderbaren Blick auf Berg und Tal.

    Gerade wird der Hof, der auf 1.000 Meter Höhe liegt, winterfest gemacht: Zäune abbauen, Maschinen waschen und aufräumen, Holz aus dem eigenen Wald sägen, hacken und aufschichten für die Scheitholzheizung, Mist ausfahren, damit Mistlege und Gülle-Grube leer sind. Auch die Pflege der Weiden, der letzte Grünland-Schnitt, steht an. Unkraut sowie von Kühen und Pferden verschmähte, stehen gebliebene Gräser und Kräuter müssen abgemäht und die Weiden abgemulcht werden. Franz Schöll, sein Sohn Kilian (17), der momentan eine Landwirtschaftslehre macht, und sein Neffe Maxi (24) haben alle Hände voll zu tun.

    Aushilfslandwirt Stefan Knecht bei der Arbeit im Wald
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    Franz Schöll mit seinem Traktor
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    Der Hof wird winterfest gemacht – dazu gehören auch Waldarbeiten. Unterstützt wird Franz Schöll von Aushilfslandwirt Stefan Knecht (links).

    Doch alleine aus der Landwirtschaft könnte Familie Schöll nicht existieren. Für sie ist die Einkommenskombination, auch Diversifizierung genannt, entscheidend. So sind die Schölls mit Leib und Seele auch Gastgeber, als zweites festes Standbein. Erst dadurch konnten Anne und Franz ihren Hof für die Zukunft gut rüsten: Viele Investitionen waren nur durch die Einnahmen aus den Ferienwohnungen möglich. Im Allgäu hat diese Form der Diversifizierung eine lange Tradition. Schon Franz Schölls Oma vermietete Zimmer in den 1950er Jahren, seine Eltern hatten Gästezimmer mit Frühstück. Franz und Anne bieten ihren Gästen nun sieben Ferienwohnungen in unterschiedlichen Größen, im alten, energetisch sanierten Bauernhaus sowie im neuen Austragshaus gegenüber. Franz Schöll plant alle Neubauten selbst, viel wird in Eigenarbeit geleistet.

    Historische Bilder vom Ferienhof Schöll
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    Ob alte, wieder hergerichtete Möbel, ob Fotos aus vergangenen Tagen, ob Erbstücke, überall steckt ein Stück Geschichte der Schölls darin. Das sorgt für ein besonderes Ambiente in den gemütlichen Wohnungen.

    Urlaub auf dem Bauernhof findet man in der Region oft, doch viele Familien kommen extra wegen der Pferde auf den Schöll-Hof. Diese sind ein großer Magnet – und ein weiteres Standbein. „Pferde sind unser Hobby. Mein Vater hat Haflinger zum Arbeiten eingesetzt und gezüchtet. Ich bin an den Arabern hängen geblieben, die ich auch züchte und verkaufe“, erzählt Franz Schöll. „Ich reite oft mit unseren Gästen aus, das macht mir Spaß. Vorkenntnisse und Erfahrung müssen sie aber haben.“ Neben den rund zehn Araber-Pferden leben auf dem Hof noch eine Kaltblutstute sowie drei Mini-Ponys. Regelmäßig bietet Reitpädagogin Anna Aktionen für verschiedene Altersstufen an: vom Putzen und Versorgen der Ponys und Pferde über eine gemeinsame Wanderung mit den Vierbeinern für die ganze Familie bis hin zum Ausritt auf den Arabern für geübte Reiter. 

    Araberpferd vor dem Ferienhof Schöll
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    Franz Schöll striegelt ein Pferd
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    Die Pferde gehören ebenfalls mit zum Schöll-Hof. Franz Schöll hat viel Mut bewiesen, viel gebaut, viel investiert: „Ohne unsere Gäste hätten wir das finanziell nicht geschafft.“

    Mithelfen auf dem Hof ist erlaubt und erwünscht, ein extrem wichtiger Programmpunkt für die Gäste-Kinder. Sie warten schon ungeduldig darauf, die Kühe morgens auf die Weide und abends zurück in den Stall zu treiben. Sie verteilen Heu, dürfen unter Aufsicht selbst melken, helfen beim Tränken der Kälbchen mit frischer Milch, füttern, tränken und misten bei den Hasen und Ziegen. Franz nimmt die Kinder auch mal auf dem Traktor mit, um Heu zu ernten, das Wasserfass auf der Weide aufzufüllen oder Gülle zu fahren. „Uns ist es wichtig, dass Kinder wie Erwachsene unser Leben mit einer Landwirtschaft kennenlernen und eine Vorstellung davon bekommen, wie viel Arbeit das bedeutet“, sagt Anne Schöll.

    Mädchen mit Minipony
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    Anna Schöll mit zwei Kindern und einem Minipony
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    Die Mini-Ponys Muffin, Jojo und Johann gehören ebenfalls zum Ferienhof.

    Rührig kümmert sich die Oberallgäuerin um ihre Feriengäste. Jeden Samstagnachmittag macht sie für Neuankömmlinge eine Hofführung: „Ich erkläre, wie unser Tagesablauf ist, wie man mit unseren Tieren umgehen sollte und was sie alles nutzen können.“ Neben dem Reitplatz findet man Tisch und Bänke, eine Feuerstelle und einen Schwenkgrill fürs gemütliche Beisammensein, Bergblick inklusive. In einem großen Raum parken startbereit Kettcars und Tret-Traktoren. Im Getränkeraum stehen Waschmaschine und Trockner sowie ein Kühlschrank mit Getränken, Eiern aus dem Dorf, Butter und Käse abgepackt von der Molkerei Allgäu Milch. Morgens gibt's einen Semmel-Service, abends melkfrische Milch. Ein besonderes Highlight auf dem Hof ist die mit Herz und viel Fantasie gestaltete Märchenhütte. Dort finden mal Erzähl-Stunden, mal ein Glühwein-Treff statt.

    Die Märchenhütte auf dem Ferienhof Schöll
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    Ein ganz besonderes Angebot: die liebevoll gestaltete Märchenhütte

    „Ich bin gerne Gastgeberin. Man lernt interessante Leute kennen und erfährt viele neue Lebensgeschichten. So sind schon etliche Freundschaften entstanden“, erzählt die 56-Jährige. Nur am Sonntag braucht sie Zeit für sich und für ihre eigene Familie. Verständlich, denn sie arbeitet vormittags auch noch in der Touristen-Information in Waltenhofen.

    Landwirtschaft plus Ferienwohnungen plus Pferde – der Ferienhof ist als kleinbäuerlicher Betrieb vielfältig aufgestellt. Beste Voraussetzungen also für Kilian, der den Hof in ein paar Jahren übernehmen und mit ebenso viel Energie weiterführen will. „Tja, Vielfalt heißt auch: viel Arbeit“, lacht Franz Schöll. Seine Frau ergänzt mit einem Lächeln: „Aber das macht uns nichts, weil wir so gerne auf diesem schönen Fleckchen Erde arbeiten.“

    Das Team des Ferienhofs Schöll vor dem Hof
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    Familie Schöll hilft immer zusammen (v.l.): Neffe Maxi, Sohn Kilian, Anne Schöll, Stammgast und Urlaubsvertretung Stefan Knecht sowie Franz Schöll.

    Schilder an der Hauswand des Ferienhofs Schöll
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    Die Schölls sind klassifiziert für Urlaub auf dem Bauernhof, als Kinder-Bauernhof und als Reiterhof. Sie sind Partner der Marke Allgäu, Mitglied im Verein „Mir Allgäuer“ und wurden mit dem goldenen Gockel ausgezeichnet.

    • Mir Allgäuer – Verein für Urlaub auf dem Bauernhof

      Der Ferienhof Schöll ist Mitglied beim Verein „Mir Allgäuer“, der über 500 Höfe aus den Landkreisen Lindau, Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie dem württembergischen Allgäu vereint. Sie machen „Urlaub auf dem Bauernhof“ zu einem unvergesslichen Erlebnis. Individuelle Bauern- und Landhöfe mit herzlichen Gastgebern bieten einen abwechslungsreiches Angebot – von liebevoll eingerichteten Ferienwohnungen bis zu urigen Heubetten – und Einblicke in ihren landwirtschaftlichen Alltag. Seit der Gründung im Jahr 2003 ist es das Ziel, das Angebot „Urlaub auf dem Bauernhof“ zu professionalisieren und in seiner Vielfalt erlebbar zu machen. Mit Leidenschaft und Know-how werden die Mitglieder hier unterstützt, betreut und vermarktet, damit Urlaub auf dem Bauernhof zu einer wertvollen Einkommensquelle wird und sich stets am Puls der Zeit orientiert – sowie an den Trends von morgen.

    Traktor vor dem Ferienhof Schöll
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    Der letzte Grünschnitt ist fällig, ehe Maschinen und Gerätschaften gewaschen und über den Winter aufgeräumt werden.

    Franz Schöll baut einen Weidezaun ab
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    Im Sommer steckt Franz Schöll die Weiden immer neu, damit die Tiere stets frische Kräuter finden. Jetzt im Herbst werden die Zäune abgebaut.

    Zwei Männer bauen einen Weidezaun ab
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    Stefan Knecht lebt und arbeitet in Nürnberg und Berlin. Regelmäßig nimmt er eine Auszeit bei den Schölls und packt tatkräftig mit an.

    Vogelperspektive auf die Weide vom Schöllhof mit den Allgäuer Alpen im Hintergrund
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    Bis zum ersten Schnee sind Pferde, Kühe und Jungvieh tagsüber draußen auf die Weide.

    Hände beim Aufrollen eines Weidezauns
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    Der Zaun kommt auf eine große Rolle.

    Die liebevoll geschmückte Märchenhütte von innen
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    In der Märchenhütte taucht Märchenerzählerin Julia Krusch mit den Kindern in Geschichten voller Fantasie ein.

    Schellen werden gewaschen
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    Der Weidesaison ist nun zu Ende: Die Schellen der Tiere werden auch „winterfest“ gemacht.

    Kind reitet auf einem Reitplatz im Freien mit Reitlehrerin
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    Regelmäßig bietet Reitpädagogin Anna Aktionen für Gäste auf dem Hof an.

    Schellen hängen zum Trocknen in der Sonne
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    Nach dem Waschen dürfen die Schellen in der Sonne trocknen.

    Kinder bei einer Schatzsuche im Freien
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    Eine Schatzsuche auf dem Hof macht den Kindern Spaß.

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    Silke Lorenz

    Die Autorin

    Silke Lorenz

    Von Franken über Niederbayern und Baden ins Allgäu, von Tageszeitungen und Verlagsarbeit über Frauenmagazine zur freien Journalistin: Seit über zehn Jahren bin ich jetzt im Oberallgäu daheim und entdecke immer aufs Neue tolle Menschen, alte Handwerkskünste, faszinierende Orte – und immer wieder sprachliche Schätze im Allgäuer Dialekt, die mein Germanisten-Herz erfreuen :-). Ich hoffe, Sie haben genauso viel Spaß beim Lesen meiner Geschichten wie ich beim Recherchieren derselbigen. Frohes Schmökern!