Die Natur spüren: Yoga draußen
Ein See und ein Bergpanorama, eine Wiese und eine Berghütte - die Aussicht macht den Unterschied. 6 Tipps für Yoga in großartiger Natur.
Ein See und ein Bergpanorama, eine Wiese und eine Berghütte - die Aussicht macht den Unterschied. 6 Tipps für Yoga in großartiger Natur.
Der Weg auf den Hirschberg führt über einen von Bäumen gesäumten Grat. Die Sonne flirrt durch die Äste. Von einer nahen Wiese klingeln Kuhglocken. Die Luft schmeckt würzig-süß – nach Blumen und Gras. Wir gehen langsam, in intensiven Gesprächen versunken. Mal drehen sie sich um besondere Bergmomente, die man kaum genießen kann, weil man sich zu sehr verausgabt hat. Mal um Flow-Erlebnisse wie ein Rausch. Wir sprechen über Yoga, das eher ein Posieren ist, und über die wohltuende Kraft der Elemente. Jetzt blickt Bergführer Ludwig Stockinger über die unter uns liegende Alpe Klank. Eine bemerkenswerte Ruhe liegt über der Szene.
„Anspannung, Leistungsdruck und Zeitdichte haben uns zu Getriebenen gemacht“, sagt der Mann, der Wandern und Yoga verbindet. „Darunter leiden die Menschen. Denn im tiefsten Inneren unserer Seele vermissen wir die Verbindung zur Natur.“ Schließlich erreichen wir das Gipfelkreuz auf einem kleinen Plateau, in 1.479 Meter Höhe über Bad Hindelang gelegen. Vor uns staffeln sich die Allgäuer Alpen in die Ferne. Eindrucksvoll, elementar, ewig. Wir rollen unsere Yoga-Matten aus, legen uns hin und schließen die Augen. Wir spüren den Fels, das Gras, den Wind. Mit ruhiger Stimme schickt uns Ludwig auf die Reise. Und wir wissen, dass wir uns an diese Session noch lange erinnern werden.
Die Segel einer Jolle flattern im Wind, das Kreischen einer nahen Badestelle weht herüber, und doch umgibt die Holzplattform auf dem Großen Alpsee eine fast sichtbare Ruhe. Faszinierend, wie sehr ein Ort immer auch von den Menschen aufgeladen wird, die sich seiner annehmen. Die Teilnehmer von „Yoga auf der Seebühne“ bringen ganz viel Energie mit. Und gleichzeitig spüren sie, wie sich ihre Körper mit diesem Ort verbinden. Die weiche Matte, das warme Holz, das Plätschern des Wassers, eine sanfte Brise, die über die Haut streift. Es ist warm und doch irgendwie kühl. Oder kühl, aber warm? Man beobachtet die Gedanken, die vorbei ziehen. Und genießt eine Yoga-Stunde in grandioser Umgebung.
Was ein Spaß! Wir tendieren dazu, Yoga immer so ernst zu nehmen. Bierernst. Als wäre es eine Messe, bei der man nicht lachen darf. Und wer Spaß hat, wird des Raumes verwiesen. Wer aber zum ersten Mal mit dem Stand Up Paddling-Board hinausfährt auf den Forggensee, und wer dann das lange Paddel neben sich legt, um auf dem Brett eine Yoga-Pose einzunehmen, die an Land so einfach ist, zum Beispiel den Krieger 2, der kann nicht anders als lachen. Faszinierend, wie eine Änderung der Bedingungen aus einer vertrauten Bewegung eine völlig neue Herausforderung machen kann. Klar, nach einer Weile klappt es. Doch am Anfang spürt man ihn wieder – den Zauber des ersten Mals. Die Aufgeregtheit. Den Spaß daran. Und schließlich die Befriedigung darüber, etwas geschafft zu haben.
90 Jahre. So lange steht die Ostlerhütte schon hier – auf dem Gipfel des Pfrontner Breitenbergs in 1.838 Metern Höhe. Es ist eine lange Zeit, und könnte dieser Ort reden, so hätte er wohl einiges zu erzählen. Sein neuester Klatsch wäre sicherlich die Geschichte von Renate Heckel. Seit 14 Jahren hat sie sich dem Yoga verschrieben, das weiß man ja. Seit Neuestem aber bietet sie Yoga am Berg an. Es ist eine Art Frühstückskurs. Man trifft sich morgens, fährt mit der Seilbahn auf den Breitenberg, wandert das letzte Stück bis zur Hütte. Ganz in der Nähe wurden ein paar Holzplattformen errichtet, perfekt für die Yogamatte, grandios ist der Blick auf den Aggenstein.
Renate führt mit ruhiger Stimme durch die Übungen. Dabei bemächtigt sich der Teilnehmer immer wieder eine besondere Ergriffenheit, wenn etwa beim Sonnengruß der Blick einen der Greifvögel erhascht, die in den Höhenwinden kreisen, wenn man aus dem Herabschauenden Hund hinauf blickt in die Berggipfel, wenn man abschließend auf der Matte liegt, atmet, ruht, die Kraft der Elemente spürt. Yoga am Berg endet mit einem ayurvedischen Brunch in der Ostlerhütte. Eine wohlige Stärkung mit Säften, Früchten, Brei, Tee und Hefezopf. Wenn dieser Ort reden könnte…
Für viele von uns ist Yoga längst ein willkommener Ausgleich zum Alltagsstress. Die einen besuchen regelmäßig ein Studio, weil sie die Kraft der Gemeinschaft schätzen, die anderen haben einige Asanas in ihre Morgenroutine integriert und beginnen mit Sonnengrüßen den Tag. Doch für viele ist es eine Art Highlight des Jahres, wenn sie ihren Urlaub mit einem Yoga-Retreat verbinden können. Dabei geht es nicht nur darum, jeden Tag zu praktizieren. Sondern vor allem um neuen Input, neue Lehrer, neue Umgebungen, neue Erfahrungen. Im Allgäu bieten zudem mehrere Hotels Kurse an, die die besondere Schönheit unserer Natur in ihre Retreat-Angebote integrieren.
„Wir beugen uns vor, strecken ganz aktiv die Arme aus, so weit wie möglich. Dabei kommt die Länge aus dem Rücken“, erklärt unsere Kursleiterin und geht durch die Reihen ihrer kleinen Yoga-Gruppe im Oberstaufen PARK, korrigiert hier ein wenig, ermuntert da, lobt. Mit einer Abfolge von Sonnengrüßen starten wir in den Tag. Dafür haben wir unsere Matten auf der frisch gemähten Wiese im Park ausgerollt. Die Luft duftet würzig, der Wind spielt mit den Blättern einer Pappel, es klingt wie leiser Applaus. Im Sommer kann man jeden Morgen am kostenfreien „Sunrise Yoga“ teilnehmen oder am abendlichen „Yoga Special“, das meist einem Schwerpunktthema folgt. Erfahrene Yoga-Lehrerinnen oder Lehrer leiten diese Kurse und lassen uns die Kraft dieser Region spüren. Fließende Bewegungen, meditative Momente, der Kitzel der Anstrengung und die Ruhe der Entspannung, wenn wir zum Abschluss unter dem freien Himmel des Allgäus liegen und in uns hinein hören. Die Luft ist voller Leben. Was ein wundervoller Start für einen Urlaubstag in Oberstaufen. Eigentlich sollte jeder Tag mit einer solchen Reise zu sich selbst beginnen.
Entspannt mit Yoga in Oberstaufen in den Tag starten