Jetzt nestelt sie ein großes, seltsam geformtes Stück Styropor aus ihrem Leinenbeutel und legt es auf den Boden. Petra Wolz schiebt ihr Gletschermodell vor und zurück. Weiße Kügelchen lösen sich, Sand und Steinchen beginnen einen Wall zu bilden. „Der Rheingletscher war ein Gigant“, sagt die Naturkundlerin, neben der wir am Bahnsteig kauern. Zuletzt hat sich dieser Eispanzer vor rund 20.000 Jahren aus den Schweizer Alpen kommend über das Land geschoben. Bis zu 1.200 Meter mächtig war die Eisschicht. Ihr unvorstellbares Gewicht hat Mulden hinterlassen, in denen sich das Schmelzwasser sammelte. Seen entstanden. Daraus entwickelten sich auch Hochmoore wie das Wurzacher Ried. Das Schau-Gletscher wird verstaut, die weißen Kügelchen werden eingesammelt. „Auf gehts, der Zug wartet.“
Die Fahrt mit der kleinen Bahn ins Moor wird zur Erkundungsreise
Ein Besuch im Wurzacher Ried macht mit einer einzigartigen Landschaft vertraut – und mit einem besonderen Kraftort des Allgäus. Hat die Styropor-Platte die Macht des Gletschers veranschaulicht, erzählt das Torfbähnle von der Hochzeit der Moornutzung. Schon römische Gelehrte berichteten von der seltsamen, „brennenden Erde“ in Deutschland. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Torf in industriellem Stil abgebaut. Vor uns verlieren sich die Schienen im sonnenlichtdurchfluteten Birkenwald. Dann rumpelt das Bähnle los. Und mag die Schmalspurbahn auch Sinnbild sein für die Bedrohung dieser schönen Naturlandschaft, die Fahrt mit den kleinen Wagen ist ein großes Vergnügen.