Im sechsten Jahrhundert endet die Spätantike, es beginnt das Frühmittelalter. Eine Zeit des Wandels: Das weströmische Reich zerfällt. Eine Pest-Epidemie fordert im Mittelmeerraum zahlreiche Opfer. Der Prophet Mohammed wird geboren. China erhebt den Buddhismus zur Staatsreligion. In der Schlussphase der Völkerwanderung fallen die Langobarden in Italien ein. Im nördlichen Alpenvorland wird eine bis dato kaum bekannte Volksgruppe sesshaft und erstmals urkundlich erwähnt – die Bajuwaren. Man kann sich heute kaum ausmalen, wie die Welt um diesen Baum einst ausgesehen hat. Und was seither geschah. Spätestens jetzt wird dir klar, welche Kraft dieser Ort hat.
Die Alte Eibe von Balderschwang: Ein Zäunchen wie ein Bilderrahmen
Im Winter steht die Alte Eibe von Balderschwang grün im Schnee, der sich auf und um sie türmt. Das Sonnenlicht flirrt durch ihr Nadelkleid. Was ein Anblick! Dabei galt die Eibe einst als Baum des Todes. Nadeln und Rinde enthalten das Gift Taxin, es kann für Mensch und Tier lebensgefährlich sein. Auch deshalb – und weil sich ihr festes Holz gut für den Bau von Bögen und Möbeln eignete – wurden viele Eiben gefällt. Nur wenige überdauerten die Zeit so nachhaltig wie diese. Hier, am Berghang, hat man nun ein Zäunchen um eine der ältesten Vertreterinnen ihrer Art errichtet. Wie der Rahmen das Kunstwerk überhöht, so steht die Alte Eibe von Balderschwang in ihrem Karree, allein – und weithin sichtbar. Seit Neuestem besteht die Möglichkeit, in ihrer Nähe zu heiraten. Ein Kraftort ganz besonderer Art.