Kurz nach 19 Uhr kracht es mehrmals gewaltig. Viele Zuschauer zucken kurz zusammen. Die Böllerschützen feuern mehrmals in den schwarzen Nachthimmel ehe die Männer am Reisig mit ihren Fackeln den Funken entzünden. Mit einem Marsch der Musikkapelle wird das Feuer entfacht. Erst langsam, dann immer schneller frisst es sich die über 7 Meter nach oben. Dort, an der Spitze, schwebt die Funkenhexe – eine aus Stroh und Heu gebastelte Puppe auf einem Besen sitzend und einer Krähe auf dem Arm. Sie soll den Winter symbolisieren. Die trockenen Fichtennadeln der Christbäum brennen wie Zunder. Und schon nach wenigen Minuten ist der Höhenpunkt erreicht: die Hexe beginnt zu brennen.
Wenn der Funken nicht richtig brennt oder die Hexe nicht richtig verbrennt, wurde das früher als schlechtes Omen gewertet. Auch heute noch glaubt der ein oder andere daran, je schneller die Hexe brennt, desto rascher kommt auch der Frühling. Mittlerweile haben sich viele Menschen aus dem Dorf um den Funken versammelt. Hell leuchtete das Feuer in den Nachthimmel und kann noch aus weiter Entfernung gesehen werden. Das Feuer spendet Wärme an diesem kalten Winterabend. Aber was wäre ein Funken im Allgäu ohne die kulinarische Köstlichkeit dazu – die sogenannten Funkenküchle, im Dialekt “Funkakiachla” genannt. Dabei handelt es sich um ein im Fett herausgebackenes und mit Puderzucker bestreutes Schmalzgebäck, das es nur am Funkensonntag gibt. Ich erinnere mich noch selber gut daran, wie meine Mutter am Funkensonntag in der Küche stand und den Teig für die Küchle langsam auseinander zog, bevor sie sie ins Fett legte. Nachdem sie im schwimmenden Fett goldbraun gebacken wurden, bildete sich außen ein gewölbter, dicker Rand und innen ein helles, rundes und hauchdünnes Feld. Der Innenteil des Funkenküchle sieht aus wie ein Fenster, weswegen das Gebäck mancherorts im Dialekt auch “Fensterkiachla” oder “Auszogene” genannt wird. Am besten schmecken sie noch warm und mit viel Puderzucker bestreut.