Die Kraft der Natur mit allen Sinnen spüren
Es muss schon ein Bisschen was passieren, dass einer Einheimischen beim Anblick der Heimat die Kinnlade herunterklappt. Auf dieser Etappe entlang des WASSERLÄUFERS ist es aber doch passiert.
Es muss schon ein Bisschen was passieren, dass einer Einheimischen beim Anblick der Heimat die Kinnlade herunterklappt. Auf dieser Etappe entlang des WASSERLÄUFERS ist es aber doch passiert.
Einer der letzten warmen Herbsttage. Leuchtendes Laub an den Bäumen, tiefstehende Sonne, frostige Kälte im Schatten. Zu dritt wandern wir von Pfronten aus zunächst über Wiesen und Wald, etwas später auf breiten Wegen in eine Schlucht. Der Bach ist begradigt, der Forstweg bestens ausgebaut, die Zivilisation offensichtlich noch nah. Als wir aber nach nur kurzer Zeit eine Brücke überqueren, ändert sich alles schlagartig.
Unvermittelt in wilder Natur
Schmale Wurzelpfade, mal mitten durch hohe Felsen geschlungen, mal direkt am Abhang, dann wieder unter knorrigen Bäumen, winden sich durch die schmale Höllschlucht, das Rauschen des Steinebachs stets im Ohr. Mal lauter, mal entfernter - und plötzlich ein Röhren, das anders klingt. Lauter. Kraftvoller!
Der Wasserfall, der nach der nächsten Biegung wartet, ist mächtig und rauscht ungestört vor sich hin. Tote Baumstämme liegen kreuz und quer zu seinen Füßen und erzählen ihre eigene Geschichte von der gewaltigen Kraft der Natur.
Ein Ort des Lauschens
Der Duft von Moos, Laub und Feuchtigkeit steigt in die Nase, während wir auf einer kleinen, verwitterten Bank direkt am Bach eine Pause zum Staunen einlegen. Ein Ort der Kraft. Ein Ort der Ruhe - irgendwie, denn an entspanntes Plaudern ist bei dieser Geräuschkulisse nicht zu denken.
Weitblick mit Einkehr
In Serpentinen geht es weiter, erst steil, dann verwurzelt, bis wir plötzlich auf einer Wiese stehen, die den Blick nach Füssen, zum Tegelberg - ja bis zur Zugspitze! - freigibt. Die Kappeler Alp liegt auch schon in Sichtweite und damit die verdiente Einkehr samt Gipfelkreuz vor der Terrasse.
Immer dem Wasser nach
Während die Sonne langsam in Richtung Horizont wandert, beginnen wir ohne größere Erwartungen den Abstieg über den “Wasserfallweg” nach Nesselwang. Zunächst noch recht unspektakulär, wird er kurioserweise schöner, je weiter man nach unten steigt. Immer schmaler wird die Schlucht, immer näher kommt der Bach, bis wir ihn mehrfach über kleine Brücken überqueren.
Klappende Kinnlagen
Und plötzlich erreicht auch hier wieder ein besonderes Röhren unser Ohr, die Luft rauscht an uns vorbei, der Blick fällt zunächst hinaus ins Flachland und direkt im Anschluss hinunter in die Schlucht. Weit hinunter! Ein imposanter Wasserfall, den man dank der ähnlich spektakulär angelegten Treppen nah wie selten bestaunen kann. Die Kinnlade liegt am Boden, nur das schwindende Tageslicht treibt uns weiter. Mit dem letzten Licht erreichen wir den Parkplatz in Nesselwang und damit das Ende des offiziellen “Wasserläufers”. Ein fulminantes Finale, für das man nicht mal in ein Flugzeug steigen musste. Wie viele Einheimische diese Wasserfälle wohl kennen? Ein Besuch sind sie auf jeden Fall Wert.