Wer? Wie? Was?
Mit dem Begriff „Fjällräven Classic“ konnte ich zunächst einmal gar nichts anfangen. Die Outdoor-Bekleidungsmarke Fjällräven war mir zwar bekannt, aber dass es davon auch ein Trekking-Event geben soll, war mir neu. Wie läuft ein Fjällräven Classic ab und wer nimmt daran teil? Was erwartet mich auf dem Weg und welches Equipment ist notwendig? Diese und noch viele weitere Fragen kamen mir vor der Veranstaltung in den Kopf. Jetzt – als erfolgreiche Finisherin der Fjällräven Classic Germany – habe ich endlich die Antworten darauf. Und die werde ich euch natürlich gleich verraten.
Echt belastend: Mein Rucksack.
Tageswanderungen und mehrtägige Touren mit Hüttenübernachtung sind nichts Neues für mich. Eine mehrtägige Wanderung mit Zelten in der freien Natur allerdings schon. Das Organisationsteam hatte dafür extra mit lokalen Partner:innen und Landwirt:innen zusammengearbeitet, die uns außerhalb des Naturschutzgebietes ein Stück Wiese für unser Zeltlager bereitstellten. Diese sehr naturnahe und idyllische Art des Reisens hat auch maßgeblich das Gewicht meines Gepäcks beeinflusst. Statt dünnem Hüttenschlafsack und Brotzeitbox stopfte ich also Isomatte, Schlafsack, Zelt, Gaskocher, Wasserfilterflasche und vieles mehr in meinen Rucksack. Glücklicherweise konnten meine Zelt-Mitbewohnerin und ich ein wenig Equipment zusammen nutzen und so das schwere Gepäck untereinander aufteilen. Mit schlussendlich 14 Kilogramm auf meinen Schultern verließen wir unter Jubel und Beifall den Startpunkt am wunderschönen Alpsee in Immenstadt. Das Abenteuer begann!
Tag 1: Challenge accepted!
Sonnenschein. Und der Alpsee, den wir noch eine Weile während des Aufstiegs bewundern konnten, glitzerte im Sonnenlicht. Das sanfte Bimmeln der Kuhglocken klang über die blühenden Wiesen. Wir hätten keinen besseren Tag erwischen können! Gleichzeitig wurde damit der Aufstieg zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Und nicht nur wegen des Wetters, sondern auch wegen des schweren Gepäcks, an das ich mich erst einmal gewöhnen musste. Ich fuhr deshalb meine Schrittgeschwindigkeit etwas herunter und kam gleich mit anderen Teilnehmer:innen ins Gespräch: Niki aus Belgien, Peter aus Hamburg, Sonja aus Oberfranken, Italo aus Venezuela und viele mehr. Ich genoss es sehr, mit all den Leuten zu plaudern und ihre Wanderabenteuer aus den unterschiedlichen Ländern zu erfahren. Gleichzeitig motivierten wir uns gegenseitig auf der Strecke und freuten uns am Abend, als wir die ersten Fahnen des Nachtcamps erspähten. Der erste Tag hatte es mit seinen etwa 1.000 Höhenmeter echt in sich. Deshalb ging es für mich nach einer großen und leckeren Portion Kaiserschmarren früh ins Zelt für eine erholsame Mütze Schlaf.
Tag 2: Dieser Weg. Wird kein leichter sein.
Statuscheck: Leicht aufgeschürftes Knie, schwacher Sonnenbrand, keine Blase. Es hielt mich also nichts davon ab, die zweite Wanderetappe in Angriff zu nehmen. Da es die Sonne wieder gut mit uns meinte, war ich froh, heute auf der Wasserläufer-Route der Wandertrilogie Allgäu unterwegs zu sein. Das Highlight: Der Buchenegger Wasserfall, der mit seinem klaren Wasser gleich zum Plantschen einlädt.
Nach einer kleinen Abkühlung ging es auch schon weiter Richtung Hündle-Alpe, auf der es selbstgemachten Käse und eine deftige Brotzeit gab. Zum Glück ging es danach nur noch bergab, sodass ich mich mit meinem vollen Magen nur noch den Berg hinunter zum nächsten Checkpoint kullern musste. Diese Checkpoints sind übrigens auf der ganzen Strecke verteilt und stellen sicher, dass keine Teilnehmer:innen (wortwörtlich) auf der Strecke bleiben. Auch heute wurde ich wieder mit jubelndem Empfang auf dem Nachtcamp begrüßt. Bevor es in die Schlafkoje ging, ließ ich den Tag gemütlich bei einer Portion Popcorn vom Gaskocher und einer Lehrstunde zum Thema „Wie benutze ich einen Kompass?“ ausklingen.
Tag 3: Zwei Schauer am selben Tag.
Um 7.00 Uhr stopfe ich zum aller letzten Mal das Zelt in meinen Packsack. In weniger als 10 Stunden werde ich schon wieder zu Hause sein. Schade, dass ich die neu gewonnen Freundinnen und Freunde heute wahrscheinlich zum letzten Mal sehen werde. Der Gedanke an eine warme Dusch in den gewohnten vier Wänden stimmte mich jedoch positiv. Denn der einzige Schauer, der mit an diesem Morgen den Rücken runter lief, war ein Regenschauer.
Pünktlich zur Mittagszeit begrüßte uns dann wieder die Sonne und ich konnte in Ruhe Wasser auf meinem Gaskocher für das Mittagessen erhitzen. Der Müll, der dabei entstand, kam natürlich wieder mit. Am ersten Tag hatten wir hierfür extra einen Müllbeutel bekommen, der mittlerweile bei den Teilnehmer:innen gut gefüllt außen am Rucksack baumelte.
Endspurt! Auf dem Panoramaweg konnte ich schon langsam wieder den Alpsee erkennen, der unser Start- und Endpunkt war. Und von den fünf Gipfelkreuzen, die auf dem Weg lagen, konnte man ganz in Ruhe die wunderschöne Aussicht auf den Naturpark Nagelfluhkette genießen. Als ich dann langsam am Ufer des Alpsees ankam und das Ziel nur noch ein Katzensprung entfernt war, spürte ich puren Stolz in mir. Noch stolzer wurde ich, als ich am Ziel meine kleinen Siegertrophäen in den Händen hielt: Tolles Gefühl!
Der Weg ist das Ziel, oder?
Die letzten paar Tage waren vollgepackt. Und damit meine ich nicht meinen Rucksack, sondern alle Erfahrungen, die ich gemacht habe. Die Personen, die ich kennengelernt habe und das Wissen, dass ich mitnehmen durfte. Zudem ist die Landschaft entlang der Wandertrilogie Allgäu einfach wunderschön. Und genauso schön war es auch, diesen Weg mit all den anderen Teilnehmer:innen zusammen zu absolvieren. Ich hatte immer das Gefühl, mit Freunden unterwegs zu sein, auch wenn ich die Personen davor noch nie gesehen habe. Deshalb behalte ich das erste Fjällräven Classic Germany im Allgäu in positiver Erinnerung und freue mich schon auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.