Der Wald im Winter: Schneeschuhwanderung durch ein Bergtal bei Oberstdorf
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Allgäu GmbH, Susanne Baade

Der Wald im Winter: Im Zickzack durch den Tiefschnee

Eine Schneeschuhwanderung zur Alpe Hochleite durch eines der Seitentäler in der Bergwelt von Oberstdorf. Thomas Dempfle, einer der leidenschaftlichen Bergmenschen, die man hier treffen kann, hat eine kleine Tour ausgearbeitet – durch eine grandiose Landschaft. Am liebsten hätten wir verlängert.

    Wald im Winter: nach kurzer Einweisung in die Technik beginnt die Schneeschuhwanderung

    Durch den Winterwald: eine Schneeschuhwanderung in den Bergen bei Oberstdorf.

    Im Tal haben wir den Eindruck, der Schnee würde gar nicht reichen für die geplante Tour. Und wir beginnen eine Diskussion mit unserem Bergführer. Typisch Städter, die zu allem eine Meinung haben. Doch Thomas lacht und sagt: „Das passt schon.“ Dann legt er unsere Rucksäcke in seinen schmalen 4WD, schmeißt die Heckklappe zu und gibt Gas. Unter uns wird die Heini-Klopfer-Skiflugschanze immer kleiner – und die Schneewehen neben uns, durch die sich der Wagen wühlt, werden immer größer.

    Als wir den Alpengasthof erreichen, an dem unser Abenteuer beginnen soll, ist der Schnee schon so hoch, dass er von oben in die Wanderstiefel dringt. Unser Guide – „In den Bergen duzen wir uns. Ich bin der Thomas.“ – händigt uns die Schneeschuhe aus, Trekkingstöcke und Gamaschen. Während er uns zeigt, wie wir alles anlegen, beginnt es zu schneien. So heftig, dass wir fragen, ob man unter diesen Bedingungen überhaupt eine solche Tour unternehmen könne. Aber Thomas sagt nur: „Das hört bald auf.“

    Thomas geht voran. Ein leidenschaftlicher Bergmensch. Man sieht ihm an, dass er jeden Moment genießt. Und diese positive Energie überträgt sich auch auf uns.

    Im Schneetreiben weist uns Thomas ein, wie man mit den Schuhen geht. Die Beine etwas breiter, die Füße definiert heben, nicht schlurfen – nie rückwärts gehen. Denn dann öffnet sich der Klappmechanismus, und man fällt hin. „Unterwegs wechseln wir uns ab, dass einer immer nur für maximal zehn Minuten vorne geht. Das `Spuren´ ist anstrengend.“ Wir nicken ungläubig. Was, bitte, soll denn daran anstrengend sein?

    Nach ein paar Übungsschritten fühlt sich die Bewegung vertraut an, und unsere kleine Gruppe startet auf ihre Tour zur Hochleite in den Bergen über Oberstdorf. Von denen ist allerdings kaum etwas zu sehen, so sehr hat das Schneegestöber zugenommen. Wir ziehen die Kapuzen tief in die Gesichter, beugen die Köpfe und stapfen definiert durch den Wald. Die Augen fest auf die Fersen von Vorderfrau oder -mann. Es fühlt sich an wie eine Expedition. Thomas geht voran. Ein leidenschaftlicher Bergmensch. Man sieht ihm an, dass er jeden Moment genießt. Und diese positive Energie ist spürbar.

    Dann hört der Schneefall auf. Der Himmel reißt auf, die Sonne kommt raus. Wir verlassen den Wald, und vor uns öffnet sich eine Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch.

    Nach rund 30 Minuten hört der Schneefall auf, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Der Himmel reißt auf, die Sonne kommt raus. Wir verlassen den Wald, und vor uns öffnet sich eine Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Rund 80 Zentimeter hoch liegt der Schnee. Einige Bäume recken sich empor. Von einer Schutzhütte ist nur das Dach zu sehen. Ein Bach zieht eine schmale Schneise. Dahinter ein weißes Tal, dunkler Wald, die sich staffelnden Gipfel – Söllereck, Schlappoldkopf, Fellhorn. Eine Winterbergwelt in Schwarz-Weiß. Grandios.

     

    Durch den jungfräulichen Schnee zu wandern, fühlt sich unfassbar intensiv an. Mal überkommt einen der Übermut kindlicher Begeisterung, mal bleibt man ergriffen stehen und lässt einfach die Natur auf sich wirken. Wir springen über einen Bach und streifen im Zickzack durch einen Tannenwald. Verblüffend leicht lässt sich mit den Schneeschuhen die Winterlandandschaft erkunden. Verblüffend anstrengend wird es, muss man vorne gehen. Das Spuren im Tiefschnee kostet Kraft. Später sitzen wir im Berggasthof Hochleite und löffeln eine heiße Erbsensuppe. Wie einfach schön das Leben manchmal sein kann.

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    Und es wird noch schöner. In einer großen Schleife führt die Tour durch die Bergwelt, wir queren Hänge, passieren Bäume wie Skulpturen und ziehen Spuren durch tief verschneite Wälder. Flocken rieseln von den Ästen und glitzern in der Sonne wie Feenstaub. Die magischen Momente einer Schneeschuhwanderung. Das Licht der tief stehenden Sonne, die kalte Luft, unsere glühenden Gesichter. Frisch.

    Zwischen Bäumen finden wir uns zu einer abschließenden Pause ein. Wir genießen dampfenden Tee und teilen Schokoriegel. Thomas erläutert die aktuelle Lawinenlage. Er spricht von Triebschnee und Graupeleinlagerungen, von Altschnee und Harschschichten. Und davon dass die Lawinengefahr in einigen Regionen aktuell recht hoch sei. Er spricht vom für Laien wie uns nicht sichtbaren Risiko. „Bevor wir uns auf eine solche Tour begeben, gehört das gründliche Studium der Lawinenberichte ganz selbstverständlich dazu. Auch deshalb sind wir heute hier. Und natürlich weil es wahnsinnig schön ist.“

    Oberstdorf im Winter.

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    Die Autoren

    Susanne Baade und Dirk Lehmann

    Im Expeditionsschiff in die Antarktis und per Helikopter über Australien, Wanderung zu einem Kloster in Nepal und Besuch im Luxushotels in Paris, Trekkings durch Kanada und Achtsamkeitsübungen im Allgäu – zu reisen, zu fotografieren, die Welt zu erzählen: Das ist unser Beruf, unsere Berufung. Lange haben wir als Redakteure namhafter Magazine im Hamburger Verlag Gruner+Jahr gearbeitet, seit einigen Jahren berichten wir nun für das Allgäu aus dem Allgäu. Hier haben wir besondere Menschen kennen gelernt, faszinierende Momente erlebt und eine Natur, die uns immer wieder begeistert. Wir sind dankbar für jedes dieser Abenteuer. Und dafür, dass Sie uns begleiten! Susanne&Dirk

    Mehr zu Susanne und Dirk auf ihrer Website.