Der Wald im Winter: Gleitzeit mit Freunden

Langlauf ist der ruhigere Wintersport. Wer auf den schmalen Ski durch die Berge gleitet, lässt schnell allen Trubel hinter sich. Wir treffen uns in Oberstdorf zu einer ganz besonderen Tour mit Freunden, die uns an ihren Lieblingsplatz für ihren Lieblingssport mitnehmen wollen – in ein angeblich verwunschenes Tal.

    Grauer Himmel, grandiose Landschaft – das Rohrmoos

    „Ihr werdet schon sehen“, sagt Marie und bedeutet uns, ihr zu folgen. Wir drängeln uns durch den Trubel an der Talstation der Nebelhornbahn in Oberstdorf. Hier trifft man sich, wenn man zum Ski-Fahren verabredet ist oder wenn der Ski-Tag endet. Hierher kommen Tages- und Feriengäste mit eigener Ausrüstung oder solche, die sich erst einmal ausstatten müssen. Überall kleine Gruppen in bunter Wintersportkleidung und klobigen Schuhen, mit Ski und Stöcken oder Snowboards. Es ist ein wuseliger Ort. Und steht im krassen Kontrast zu Maries Ankündigung – uns einen verwunschenen Lieblingsplatz zu zeigen.

    Doch es war nur der Auftakt. Und nach einer herzlichen Beratung im Ski-Verleih machen wir uns auf den Weg. Im Auto geht es raus aus dem wohl bekanntesten deutschen Winter- und Bergsportort. Wir fahren entlang der Breitach und biegen ab in eine schmale Straße, die sich den Gipfeln zuwendet, die vor uns aufragen. Plötzlich eine Schranke. Wir füttern einen Maut-Automaten mit fünf Euro und kommen über eine schmale Straße, die wie eine Bobbahn gesäumt ist von Schneewänden, an einen großen Platz. Ein Gasthof, eine winzige Kapelle und ganz viel Verwunschenheit. Willkommen in Rohrmoos.

    Wald im Winter: die älteste Holzkapelle des Alpenraums, nicht nur aus Langlaufperspektive

    Auf die Skier und los. Langlaufen im Rohrmoos. Oberstdorf lädt im Winter auf die Loipe ein.

    Es ist ein Wintertag wie er im Buche steht. Frisch gefallener Schnee, eine weite, unberührte Landschaft, kaum ein Mensch. Aber die Loipe ist noch gut sichtbar. Ein perfekter Ort für uns, die ersten Schritte mit Langlaufski zu machen. Es scheint nicht schwer. Schuhe anziehen. Die Ski in die Loipe legen. Stöcke in die Hand, dabei die Schlaufen gut um das Handgelenk gelegt. Mit den Schuhspitzen in die Bindung einklicken. Los gehts.

    Wie alles, was leicht aussieht, liegt auch beim Langlauf der Teufel im Detail. Das erste mal bergan führt in eine seltsame Form des ungewollten Stillstands, bis man langsam rückwärts rutscht und umkippt. Das erste mal bergab fühlt sich rasend schnell an, so dass man sich zur Sicherheit seitlich in den Schnee wirft. Dann sagt jemand, man sei höchstens Schrittgeschwindigkeit gefahren. Doch all das stört in Rohrmoos nicht. Man ist ganz für sich. Wir üben, haben Spaß. Bis sich ein Hauch von Sicherheit einstellt.

    Ich bin dann mal weg – Loipe im Rohrmoos

    Die Loipe führt weit hinein in die Bergwelt zwischen Österreich und Deutschland. Und es gibt einige Passagen, da erfordert die Tour ein Können, das wir noch gar nicht besitzen. Wir genießen es, mal wieder etwas zu lernen, das Gleichgewichtsgefühl wieder zu entdecken, den Vor- und Nachteil wie auf Schienen zu gehen. Links und rechts einsame Waldgebiete. Die Schönheit der Landschaft ist zauberhaft. Nach anderthalb Stunden kommen wir zurück. Ausgelassen von der Lebensfreude an einem wundervollen Tag, warm von der Anstrengung. Und hungrig. Wir sitzen noch eine Weile im Wirtshaus, löffeln heiße Suppe, trinken ein Radler. Reden.

    Auf dem Weg zum Auto werfen wir noch einen Blick in die St.-Anna-Kapelle. Sie wurde 1568 errichtet und gilt als älteste Holzkapelle im Alpenraum. Unzählige Holzschindeln verkleiden Dach und Wände. Durch die kleinen Fenster dringt das diffuse Licht der nun schon tief stehenden Sonne. Der Altar und die typischen, manieristischen Malereien der Spätrenaissance wurden gründlich restauriert. Wir genießen einen Moment die feierliche Stille. Und dann geht es zurück zur Talstation der Nebelhornbahn in Oberstdorf.  

    Wald im Winter: Mit Freunden auf Tour und anschließender Einkehr

    Das darf nicht Fehlen: eine Einkehr nach dem Langlaufen.

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    Susanne Baade und Dirk Lehmann

    Im Expeditionsschiff in die Antarktis und per Helikopter über Australien, Wanderung zu einem Kloster in Nepal und Besuch im Luxushotels in Paris, Trekkings durch Kanada und Achtsamkeitsübungen im Allgäu – zu reisen, zu fotografieren, die Welt zu erzählen: Das ist unser Beruf, unsere Berufung. Lange haben wir als Redakteure namhafter Magazine im Hamburger Verlag Gruner+Jahr gearbeitet, seit einigen Jahren berichten wir nun für das Allgäu aus dem Allgäu. Hier haben wir besondere Menschen kennen gelernt, faszinierende Momente erlebt und eine Natur, die uns immer wieder begeistert. Wir sind dankbar für jedes dieser Abenteuer. Und dafür, dass Sie uns begleiten! Susanne&Dirk

    Mehr zu Susanne und Dirk auf ihrer Website.