„Wir können das Rad der Zeit nicht zurück drehen“, sagt Förster Heinl. Er steht mit seiner Hündin zwischen den Baumstümpfen des alten Waldes und den Ahorn- und Weißtannenschößlingen des zukünftigen Waldes. Die jungen Bäume haben nur eine Chance, wenn die Wildbestände eingedämmt werden. Wer den Waldumbau will, muss auch die Jagd forcieren und akzeptieren. Eine trophäenorientierte Jagd sei hier nicht zielführend. „Wald vor Wild – so wie es im Gesetz steht“, sagt der Förster. Und ergänzt: „Die Zeit drängt. Wenn wir nichts tun, fällt der Wald um.“
Der Weg zum gesunden, widerstandsfähigen Bergmischwald geht nur über die forstliche Pflege. Der Umbau der labilen Fichtenreinbestände ist eine Generationenaufgabe bei intensiver forstwirtschaftlichen Nutzung. Das Ziel: „klimastabile Dauerwälder unter Erzeugung des klimafreundlichen Rohstoffes Holz“. Beim Waldumbau erweisen sich die Freiwilligen des Bergwaldprojekts als großartige Hilfe. Mehr noch. „Wer mal eine Woche hier gearbetet hat, wird zum Botschafter des Waldes. Auch wenn einem noch tagelang danach der Rücken weh tut und die Schwielen an den Händen brennen.“ Hubert Heinl hat viel Respekt für das Bergwaldprojekt und die Freiwilligen, die zum Teil ihren Urlaub hergeben, um hier zu arbeiten. Man übernachtet in einfachen Hütten mit nur eingeschränkten Waschmöglichkeiten. Die Arbeit beginnt um 7 Uhr morgens. „Nach einer Woche sind die Leute fix und fertig. Und melden sich oft schon wenige Tage später für den nächsten Einsatz an.“
Der CO2-freundlichste Rohstoff, den es gibt
Die Arbeit lohnt sich. Holz ist der CO2-freundlichste Rohstoff. „Wenn wir in intakten Wäldern nachhaltig wirtschaften, dann kommt der Wald zurück. Das braucht Zeit. 100 bis 200 Jahre mindestens. Vielleicht sogar mehr. Und es verlangt eine andere Haltung: Wir müssen den Wald und die Natur wieder mehr respektieren.“ Wenn man diese Flächen in Gunzesried vergleicht, sieht man, wohin die Reise geht. Auch wenn es nicht leicht fällt, so weit in die Zukunft zu schauen. Der Wald lebt ein anderes Zeitmaß. Und Hubert Heinl empfiehlt, den Wald wie ein Maler zu sehen. „Man muss nur akzeptieren, dass man selbst dann nicht mehr da ist.“